Derbyzeit in Bern

 

  Ein Bericht von Thorsten Schäffner

Nach dem wir im letzten Jahr das Derby in Fribourg erleben durften, sollten wir dieses Jahr das Derby in Bern verfolgen dürfen.

Doch der Reihe nach...

Zunächst war da der Wunsch von Thomas und einigen anderen auch, mal wieder zum Hockey in die Schweiz zu reisen. Dazu kommt aber noch, dass wir das "Erlebnis Eishockey" weiteren Fans aus Mannheim vermitteln wollen. Daher der Versuch einen Reisebus in die Schweiz zu veranstalten.

Als Spiel wurde zunächst SC Rapperswil-Jona gegen HC Lugano ausgesucht. Doch der Saisonstart von Rappi war nicht so grandios, daher wurde eine Woche vor dem Spiel kurzerhand die Fahrt nach Bern verlegt, den Mitfahrern war dies mehr oder weniger egal.

Um 11 Uhr ging die Reise also Samstags am Friedrichspark los, immerhin 40 Leute hatten sich gefunden. Von Seiten der Vollstrecker waren Holger, Jens, Matze, Steffi, Thomas und ich mit von der Partie. Außerdem hatte ich noch Besuch aus Dresden, den ich nicht zu Hause anbinden konnte. Da blieb dem Jörg nichts anderes übrig, als mitzufahren.

Die Umwege über Speyer und diverse Standspuren Deutscher Autobahnen konnte uns nichts anhaben, nebenbei wurden DVDs der Fussballfan-Szene aus Basel und aus dem Friedrichspark angesehen.

Nach kurzem Warten am Bus auf die Eintrittskarten ging es dann in die Arena. Ach ja, die Wartezeit wurde mit einigen Anekdoten des Busfahrers bereichert!
Immer wieder überwältigend ist die riesige Stehplatztribüne. Hier können mehr als 11.000 Zuschauer stehen, insgesamt gehen 16.789 Zuschauer in die BernArena.

Auch an diesem Abend war das Spiel ausverkauft. Letztendlich war die Stimmung nicht ganz so gut, als bei Berner Auswärtsspielen, aber dennoch imposant. Bern diktierte das Spiel und konnte in der 4. Minute durch Bordeleau in Führung gehen. In der 10. Minute schien das Spiel schon entschieden, denn Raffainer erzielte das 2:0. Bern schaltete einen Gang zurück und so konnte Holden in der 29. Minute den Anschluss für Fribourg erzielen, ehe Perrin in der 37. Minute den Zwei-Tore-Abstand wieder herstellte und für das Endergebnis sorgte.

Insgesamt war Bern die bessere Mannschaft und siegte verdient, obwohl das zweite Drittel optisch an Fribourg ging. Das Hockey war aber auf jeden Fall wieder sehenswert.

 

  Ein Bericht von Chatloxx

Um einen Eindruck zu erhalten, wie es einem ergeht, wenn man das erste Mal in Bern ist, stellen wir hier noch einen Bericht von Chatloxx zur Verfügung:

So, da sind wir. Nach dem verpatzten Freitagsderby gegen Frankfurt und in Aussicht auf den Sonderzug nach Krefeld am Sonntag - wie kann der freie Samstag besser genutzt werden als ein neues Stadion zu besichtigen? Es soll nach Bern gehen, gegen Fribourg. So viel ist klar. Das Stadion ist ziemlich groß und dass Fribourg nicht der beliebteste Gegner bei den Bernern ist war auch klar. Mehr konnten sich die Leute, die zum ersten mal nach Bern oder überhaupt in die Schweiz fuhren nun wirklich nicht vorstellen.

Hinfahrt. Da starten wir also, um 11:00 fährt der von der SCMA organisierte Bus mit seinen 40 Leuten ab. Zur allgemeinen Verwunderung mit Löffel an Bord, der ab Vorabend zwar noch alles bestritt, aber dann doch kurzfristig als Ersatz mitfährt. Die Hinfahrt verläuft bis ungefähr zur Grenze recht angenehm. Durch den Bus-Fernseher wird die "Inferno Basel 2" und danach die "Bye Bye Friedrichspark" DVD geschaut, dazu gabs wieder die berühmten "Hotz Friggadellscha" als Snack. Sehenswert auch: Unser Busfahrer. "Standstreifen Werner" hat schnell durch gekonntes Rechtsüberholen über die Standspur und Durchfahren über Rastplätze seinen Spitznamen weg. An der Grenze angekommen dann eine längere Pause. Werner ging essen, einige tauschten ihr Geld in Franken um. Irgendwann kam ich dann mit Löffel zusammen auf die Idee die Miniaturform des bevorstehenden Sonderzugs zu besteigen und Steffi von den Vollstreckern spendete sogar noch den einen Franken, der zum Fahren nötig war. Soll heißen: Der zum Fahren nötig gewesen wäre, denn gefahren ist da nichts. Außer komische Geräusche und dem jetzt funktionierenden "Hup"-Knopf tat sich nichts, bis Löffel ausstieg und per Hand nachhalf. Entweder ging da so oder so nicht viel, oder wir haben es durch Übergewicht kaputt gemacht.
Also weiter. Löffel ist jetzt scheinbar richtig gut drauf, zumindest steigt im hinteren Busabteil die Stimmung durch ihn. Als dann noch Hotz ("**** you mother****er bullshit man!") dazu kam war's ganz aus. Sehr lustig das Ganze, aber nach sechseinhalb Stunden Busfahrt war's dann Zeit für Eishockey.

Bern. Gegen 17:30 dürfen wir Aussteigen und bekamen von Thomas und Maike die Karten gebracht. Dann durften wir uns der Schlange am Einlass zu den Stehplätzen einreihen. Gewartet bis ich, Arndt, Keller, Janina, Hanni, SJAB, Dagmar & co. alle beisammen waren, dann die Treppen rauf ins Stadioninnere. Ich ließ mir ja schon vorher einige Zahlen beibringen: Knapp 16.000 Leute passen in das Stadion, davon sind 13.000 Dauerkartenbesitzer. Eine riesige Stehplatzrampe soll etwas über 10.000 Leute fassen. Das sind alles Zahlen, von denen man zwar schwer beeindruckt ist, aber vorstellen geht garnicht. Auch nicht auf Bildern. Ich komme also rein und starre auf eine riesengroße Stehplatztribüne in einem noch viel riesengroßeren Stadion. Meine Fresse. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht sagen, ob es im Stadion kalt oder warm war, ob da überhaupt Eis drin ist oder ob's ein Fußballstadion war. Ob es irgendwo brennt oder ob alle Leute nackt sind. Das bemerkt man zu diesem Zeitpunkt einfach nicht - und wenn, wäre es scheißegal. Da ist nur diese eine überdimensionale Stehplatztribüne und das Hirn füllt sich mit einem riesigem "boah!"-Gedanken. Danach kommt erst die Relation: Das ist ja viel größer als der komplette Friedrichspark, das ist über zweimal Iserlohn. Gebündelt auf dieser einen Rampe! Und wie steil ist das denn? Und ohne Stangen zwischendrin? Wer dashier sieht beschwert sich sicher nicht mehr über den Oberrang der SAP-Arena. Die Emotion geht sofort in einen über. Wer hier nicht fester Fan eines anderen Schweizer Teams ist blutet neben rot auch noch in schwarz und gelb. Die Minuten vergingen, bis ich dann krampfhaft meinen Mund wieder zu bekam. Sollte aber nicht lange halten, denn am Essensstand der BernArena ging er wieder auf. Nicht, weil's dort so toll war, aber der Hunger plagte.. Bemerkenswert übrigens, dass die dort auf Nachfrage hin sogar Euro nahmen. Habe also meine 10 EUR erstmal in zwei 0,3l-Getränke und ein "Paar Schweinswürstl" mit Brot investiert. Hat sich auch gelohnt. Nachdem ich dann den Fanartikel stand der Berner besuchte stellte ich fest: Ich hab zu wenig Geld dabei. Hier ist man definitiv "over the top" in Sachen Design und innovativen Ideen, sodass mein Hals mit Arndt's finanzieller Unterstützung auch einen SCB-Seidenschal sein Eigen nennen durfte - und da war er nicht der einzige mannheimer Hals an dem Abend. Also schnell Plätze gesucht, hier hat sich der Bus dann auch aufgeteilt. Manche standen im Bern-Block, manche nebendran, wir, also die lautlose Gefolgschaft mit Spocky & co, haben uns hinter dem Tor breit gemacht. Zur Erklärung: Die Stehplätze erstrecken sich über eine Gerade und gehen, wenn auch zahlenmäßig schwer in der Minderheit, hinterm Tor weiter. Auf der einen Seite die Fribourg-Fans, wir gegenüber. Wir sehen also Spiel und Stimmung beider Fanlager. Der perfekte Platz für Neulinge in diesem Stadion, sage ich jetzt mal.
Also los geht's. Die Berner machen sich warm, auch die Fribourger kommen aufs Eis. Kurz vor dem Einlauf dann hissen die Berner eine Blockfahne, die wohl zur heimlichen Choreovorbereitung dient. Clevere Sache. So skuril das klingt, dass "SCB Fans sind faire Fans" draufsteht und der Block "********** Gotteron!" skandierte, als das Ding weggezogen wurde, so sympathisch war's auch irgendwie. Der ganze Bernblock strahlt dann mittig mit horizontal angeordneten schwarzen, roten und gelben Plastikfähnchen und nebendran einer schwarzen Folie zur Abgrenzung. Das ganze wirkte zwar recht klein, aber doch "oho", speziell wenn man, wie ich, immer wieder "über Zehntausend .." vor sich hin murmelte.. Aber auch ohne Choreo: Viele Fahnen, der ganze Block besteht nur aus Elementen deren 3 Vereinsfarben. Uns gegenüber: Die Fribourg-Fans in blau, schwarz und weiß. Einige Fahnen dabei, sonst nix spektakuläres. Was will man gegen so ein Heimstadion aber auch ausrichten? Bern macht jedenfalls einen heiden Lärm, sowohl kurz vor als auch während dem Spiel. Die Trommeln sind alle nebeneinander mittig angebunden, daneben stehen zwei Männer mit Megafon. Sowohl optisch und auch von der Lautstärke her war ich schwer beeindruckt, sowas findet man einfach nicht beim Eishockey in Deutschland. Wow. Kann man eigentlich noch mehr beeindruckt werden? Ach, stimmt. Eishockey war auch noch. Und dadurch konnte man dann in der Tat noch mehr beeindruckt werden, denn das war auch weit über deutschem Niveau. Da wird ohne zu schauen gepasst wohin man will, es steht ja sowieso ein Mitspieler dort, es wirkt wie aus einem Guss. Aus welchem Material die Ausrüstung der Torhüter ist, das war uns allen wohl auch ein Rätsel. Denn das Zeug hätte bei den Schlagschüssen normalerweise einfach zerfallen müssen - und wenn nicht, dann zumindest der Puck oder der Schläger. Sehr viel Einsatz, sehr schönes Spiel, sehr schöne Stimmung. Von neutraler Seite zu beobachten einfach göttlich, als Fribourg-Fan vielleicht nicht, aber auch deren Mannschaft hielt dagegen. Im ersten Drittel war es dann direkt so weit: Durch gekonnte Pässe zieht Bern das 1:0 ab, und ich ertappe mich als neutralem Zuschauer wie ich aufspringe und brülle und mich freue. Das soll mir nicht nochmal passieren, ich bin doch nur Gast. Wenige Minuten später beim 2:0 das selbe Spiel. Ich glaube ich habe mich vom Berner Virus angesteckt. Viel dagegen tun konnte ich nicht, aber man muss sagen, versucht habe ich es auch nicht. Ich muss auf jeden Fall nochmal in diesen Tempel Gottes. Im zweiten Drittel, nicht so gut wie das erste, aber immer noch top, wurde Fribourg dann stärker, es ging einige Spielminuten lang offensiv hin und her, bis die Bösen dann das 2:1 erzielen konnten, und Bern dann wieder zum 3:1 ausbaute. SCB! SCB! SCB! Es war schwer sich zu entscheiden, wohin man schaut - das Eishockey hatte zwar alleine vom spielerischen Niveau her klar die höhere Priorität, aber auch den Stehplatz sollte man gesehen haben. In der Drittelpause vor dem dritten Drittel wurde mir dann erzählt, dass Leute, die schon öfter in der Schweiz waren, von der Stimmung und vom Spiel enttäuscht waren. Wie auch immer, ich bin immer noch der Meinung: Alles Lüge! Wenn das schon enttäuschend, oder auch nur mittelmäßig war, was ist dann gut? Nein, das liegt definitiv nicht in meinem Ermessensbereich. Aber weiter: Drittel drei wurde wieder spannender. Nicht ganz wie Drittel 1, aber spannender. Die Spielsituationen, speziell die Pässe, wie aus dem Lehrbuch. Nur die Tore fehlten. Ganz egal: Am Ende steht es 3:1 und der SCB gewinnt. Die Mannschaft wird gefeiert, die Welle gemacht, alle sind happy - schön war es.

Rückfahrt. Raus zum Bus und, da der Regen immer noch genauso nass wie vorm Spiel war, rein in den Bus. Ein bisschen unterhalten, Fotos von Janina's Kamera angesehen und dann rollt der Bus auch schon wieder heimwärts. Die einen waren müde, für die anderen - allen voran Löffel und die Rückbank - war noch kein Ende in Sicht. Bis zur Ankunft kurz nach 3:00 in Mannheim schlief der vordere Teil, wenn nicht Standstreifen Werner meinte seine PartyHits-CD auf voller Lautstärke zu präsentieren und der hintere wurde, abgesehen von Hotz, der schon seit der ersten Drittelpause schlief, in Stimmung gehalten.
Man kann nur sagen: Eine wirklich sehr gelungene Fahrt, alles sehr beeindruckend. Schweizer Eishockey ist mehr als sehenswert, das ist schon fast zum Vergöttern. Das selbe mit der Stehplatztribüne der BernArena, und alles zusammen verbunden mit den "üblichen Verdächtigen", gefahren in einem SCMA-Bus. Sehr sehr geil, an dieser Stelle auch nochmal ein riesengroßes Danke für die Organisation der Auswärtsfahrt, des Busses, vor allem der Tickets, und für Thomas' feines Gespür, doch nicht nach Rapperswil, sondern nach Bern zu fahren. Immer wieder gerne, hat Spaß gemacht.