Auf Du und Du mit Ali

 

  Ein Bericht von Thorsten Schäffner


Wenn die erste Hürde genommen wurde, hüpft man umso leichter über die Zweite, weitere dürfen gerne folgen. Die Gier nach mehr steigert sich... das unüberwindbare Hindernis stellt sich als machbar heraus.

Keine Panik, ich bin weder Leichtathlet noch Geisteskrank! Ich versuche vielmehr unsere Gedanken bezüglich Reisen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu Papier zu fassen - auch wenn es für einen Außenstehenden schwer ist, die Faszination des Landes nachzuvollziehen.

Im Februar/März 2008 machten sich sieben verwegene Groundhopper auf, Nordamerika zu erobern - und das nach mehr als einem halben Jahr Vorplanung.
Die Erinnerungen sind noch mehr als präsent, Begeisterung leuchtet in unseren Augen und schreit nach mehr. Man unterhält sich und sucht nach Terminen und nach dem ein oder anderen Groschen im Geldbeutel. Die Landkarte wird ausgebreitet, auf der Suche nach der idealen Verbindung der verschiedenen NHL-Städte.

Unsere erste Tour führte uns direkt nach New York. Mit den New Jersey Devils, den New York Islanders und den New York Rangers hat man relativ schnell drei der dreißig Vereine gesehen. Wir entschieden uns anschließend mit dem Auto nach Buffalo (Sabres), Toronto (Maple Leafs) und Chicago (Blackhawks) zu fahren, ehe wir wieder heimflogen.

Als Ziel für die nächste Reise nahmen wir eigentlich die Westküste ins Visier. Allerdings ist es uns im Kalenderjahr 2009 leider nicht möglich, zwei Wochen im Herbst für diese Reise zu reservieren.
Um dennoch über den großen Teich zu fliegen prüften wir die Variante Boston - Ottawa - Montreal. Leider war die Ansetzung der Spiele nicht optimal, so dass nur Boston mit Minor League Spielen übrig blieb.

Letztendlich konnten sich drei Vollstrecker erwärmen ins Warme zu fliegen: Nach Florida!

Samstag, 28. Februar - endlich war es soweit. Dani, Thomas und ich stiegen in einen US-Airways Flieger mit Zwischenziel Philadelphia. Nach der Immigration und zwei Stunden Aufenthalt ging es die letzten drei Stunden weiter Richtung Zielflughafen Miami.

Dort angekommen holten wir unseren Mietwagen bei Alamo ab und düsten Richtung Norden. Das "Days Hotel - Thunderbird Beach Resort" in Sunny Isles Beach war unsere erste Übernachtungsadresse. Für eine Nacht war es in Ordnung - auch wenn das Dröhnen der Lüftung schon nervend war!

Am nächsten Morgen und nach einem sehr spartanischen Frühstück, inspizierten wir den Strand und das Meer - allerdings mit leichter Jacke, da die Temperaturen leider nicht ganz so warm wie erhofft waren.
Nun ging es ab ins Auto und vom Osten Floridas quer rüber auf die Westküstenseite.
Eigentlich eine langweilige Angelegenheit, einfach die I-95 ca. 120 Meilen gen Westen auf einer endlos geraden, dreispurigen Autobahn fahren und als Beifahrer wegdösen...
Weit gefehlt! Gerüchten zufolge soll am Straßenrand der Autobahn der ein oder andere Alligator herumlungern. Die Ausschau nach Ali hielt uns wach - allerdings konnten wir keinen entdecken und waren schon etwas enttäuscht.

In Estero angekommen wagten wir einen Blick in die Eishockey Halle - die Germain Arena. Die Germain Arena besteht aus einer Haupthalle (dort spielt das ECHL-Team "Florida Everblades") sowie aus zwei Nebenhallen (Blue und Green Rink). Die Everblades sollten erst am Freitag in Augenschein genommen werden. Wir begutachteten zwei der unzähligen Freizeitspiele (sog. Adult League). In der blauen Halle spielten die Avelanches gegen die Klusterpuckers, in der grünen Halle hatten leider beide Mannschaften Everblades-Trikots an...

Dazwischen nahmen wir das benachbarte Miromar Outlet in Augenschein. Es sollte unsere Montag-Beschäftigung werden...

Unsere Unterkunft von Sonntag bis Dienstag sollte das Outrigger Beach Resort in Fort Myers Beach werden. Unsere Anreise erfolgte mit stürmischer Begleitung.
Das Hotel konnte sich sehen lassen. Unser Zimmer mit Außenzugang befand sich im ersten Stock. Wir hatten sogar eine Sitzgelegenheit sowie Kühlschrank und Kaffeemaschine.

Nach einem Einkauf im "7 eleven" ließen wir den Abend ruhig ausklingen (7-Eleven (sprich: „seven-eleven“) ist ein internationaler Mischkonzern mit Firmensitz in Tokyo, der die größte Kette von Einzelhandelsgeschäften in 17 Ländern betreibt.
Ursprünglich waren diese Geschäfte von 7.00 bis 23.00 Uhr geöffnet, durch die Zeitangabe 7 am bis 11 pm (7-11) entstand die Unternehmensbezeichnung. Seit einigen Jahrzehnten sind die meisten Geschäfte jeden Tag und rund um die Uhr geöffnet.).

Am Montag morgen machten wir uns relativ früh auf, da wir sehr viel vor hatten.
Wir besichtigten Naples, ein sehr schönes, verschlafenes kleines Städtchen mit wunderbarem Strand. Hier lässt sich feststellen, dass wir den Altersdurchschnitt deutlich senkten. Scheinbar ist Naples oder generell die Westküste Floridas der Altersruhesitz einiger Damen und Herren!

Danach machten wir jagt auf Alis. Wir fuhren die Landstraße Richtung Miami zurück und hielten an einem Informationshäuschen für Touris. Wir machten den älteren Damen klar, dass wir gerne dem ein oder anderen Ali das "Du" anbieten möchten und ein Erinnerungsfoto schießen wollen. Die Dame lächelte und erklärte uns den Weg. Wir fragten noch einmal nach, ob dort auch wirklich Alis anzutreffen sind und sie versicherte uns, dass wir nach ein paar Minuten bereits die Schnauze voll haben werden, so viele Alis würden uns begegnen!

Ein paar Meilen später bogen wir von der Landstraße ab in einen staubigen Feldweg und entdeckten ein paar Alis, die man von einer Brücke aus sehen und fotografieren konnte.

Dies reichte uns jedoch nicht aus! Wir fuhren weiter und hatten Glück. Wenige Meter später sonnten sich drei Viecher im Gras. Schnell ein paar Touri-Fotos geschossen und weiter ging es zum shoppen! Die waren aber auch brav, die Alis!

 

Beweisfotos



Extrem shoppen hat glaube ich der Thomas erfunden - und wenn er es nicht war, dann die Dani! Nur gut, dass der Zoll die Einfuhrgrenze auf 430 Euro anhob - wobei, je höher die Grenze, desto scharmloser wird eingekauft. Und am Ende mussten dann doch wieder gerechnet und geschnipselt werden.

Auch wenn shoppen anstrengend ist - wir sind eigentlich hauptsächlich wegen Eishockey hier. Also auf zum Eisstadion nach Fort Myers. Dort gibt es zwei Hallen in einer, leider aber nur eine Halle mit rutschigem Untergrund - egal, ein neuer Punkt für uns.
Damit haben wir uns unser Abendessen redlich verdient und genossen daher einen Burger und einen Cocktail (bis auf den Fahrer) im Hooters. Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass das Hooters in Zweibrücken aufregender ist, als alle Hooters in Amerika!

Am Dienstag verließen wir Fort Myers - natürlich nur, nachdem wir in einem Souvenir-Shop nochmals kräftig T-Shirts und Pullis kauften! Unser Ziel hieß Tampa und am Abend erwartete uns das erste NHL-Spiel unserer Reise.
Die 138 Meilen waren keine Herausforderung für uns. Unsere Residenz in Tampa war das "Best Western All Suites Hotel Near USF Behind Busch Gardens". Ziemlich langer Name, aber mit das Beste Hotel der Tour.

Bevor es zum Stadion ging entdeckten wir noch einen Saftladen - endlich mal Vitamine. Die Kette "Jamba Juice" ist uns übrigens schon aus unserer letzten New York Tour bekannt und kann nur weiterempfohlen werden.

Das St. Pete Times Forum hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, ist aber dennoch ein nettes Stadion. Wir saßen im Oberrang in der vorletzten Reihe und hatten trotzdem eine gutes Sicht auf das Spielfeld. Im übrigen waren wir nicht die einzigen Deutschen. Beim Warmlaufen entdeckten wir an der Bande noch einen weiteren Deutschen Tourist mit Eishockey-Trikot - natürlich musste es ausgerechnet ein Schwenninger sein!


Tampa Bay wollte noch mal in Richtung Playoff-Platz angreifen, hatte aber im Spiel nicht wirklich die Chance Pittsburgh zu schlagen. Pittsburgh musste an diesem Dienstag ohne Crosby antreten, konnte aber dennoch mit 3 zu 1 gewinnen. Tampa Bay machte mehr für das Spiel - Pittsburgh schoss die Tore.


Unser Abendessen mussten wir uns im Drive-in von Wendy`s besorgen, da nach 23 Uhr anscheinend kein Laden mehr auf hat.

Am Mittwoch musste der längste Teil auf der Autobahn absolviert werden. Wir fuhren von Tampa zurück nach Miami. Dieses Mal haben wir uns ein Hotel in Fort Lauderdale ausgesucht.

Unterwegs mussten wir noch Tanken - was gar nicht so leicht ist, wenn man die Tricks mit der Klappe an der Zapfsäule nicht kennt. Der Kassierer outete uns als Ausländer und fragte nach, woher wir kommen würden. Als ich ihm Deutschland als antwort gab, war ein leichtes Erstaunen in seinem Gesicht zu erkennen. Wir unterhielten uns kurz über Umtauschkurs und Währung und er durfte sogar einen echten 20-Euro-Schein in der Hand halten!

Das "Lauderdale Beachside Hotel" war unsere letzte Unterkunft bis zu unserer Abreise am Samstag. Ein renoviertes Hotel mit zwei Gebäuden. Eines direkt am Strand und unser Gebäude in zweiter Reihe. Die Zimmer waren völlig ausreichend und sauber.
An diesem Mittwoch Abend hatten wir uns ein Spiel in der NBA ausgesucht. Miami Heat hatte die Phoenix Suns mit Shaq O`Neil zu Gast.
Von Fort Lauderdale brauchten wir knappe 45 Minuten zur Arena mitten in Miami.

Die Arena wurde scheinbar nur für Basketball bzw. die Heat gebaut.
NBA ist auf jeden Fall mehr Spektakel als NHL. Da läuft auch schon mal während dem Spiel Musik vom DJ...
Das Spiel selbst war sehr gut. Phoenix startete mit 5 zu 0 Punkten und konnte dann noch bis zur 7 zu 2 Führung mithalten. Nun startete Miami mit Dwyane Wade so richtig ins Spiel.

Am Ende des ersten Viertel führte Miami mit 40 zu 29 Punkten. Phoenix stabilisierte sich etwas im zweiten Viertel, wurde aber von Miami immer wieder auf Distanz gehalten - eigentlich das ganze Spiel über. 67 zu 61 und 104 zu 95 führte Miami nach Durchgang zwei und drei.

Bis zum Ende des Spiels schaffte Phoenix nicht mehr als auf 5 Punkte Abstand heranzukommen. Das Spiel zog sich gegen Ende hin sehr in die Länge, da immer wieder Fouls mit anschließenden Freiwürfen gezogen wurden. Miami gewann am Ende mit 135 zu 129. Wir haben ein gutes Spiel gesehen und ein sehr gutes Spiel von Dwayne Wade (35 Punkte Spiel).


Der Abend in Miami klang mit einem Abendessen im "Friday`s" am berühmten Ocean Drive aus. Der Ocean Drive liegt im Art Deco Viertel in South Beach. Das Aufsehen erregte an diesem Abend aber nicht die schönen Häuser des Art Deco Viertels, sondern eine Dame am Nachbarstisch, die offensichtlich vergessen hatte, ihre Unterwäsche anzuziehen. man wusste gar nicht, wo man(n) hinschauen sollte...

Am Donnerstag besuchten wir eine sogenannte Shopping Mall, die Sawgrass Mills in Sunrise. Eine Shopping Mall ist mit einem deutschen Einkaufszentrum zu vergleichen. In Sachen Preisgestaltung waren wir bisher der Meinung, dass eine Mall wesentlich teurer als ein Outlet ist. Wir sollten uns täuschen - Extrem Shopping, Teil 2!

Dieses Mal waren wir zeitlich begrenzt, da am Abend die Florida Panthers noch spielen sollten.
Stress pur - nach dem Shoppen zurück ins Hotel und auf Eishockey vorbereiten, dann den gleichen Weg wieder zurück nach Sunrise zum BankAtlanticCenter. 
Jetzt schnell noch einen Parkplatz suchen und rein in die Arena. Dieses Mal landeten wir im übrigen ein echtes Schnäppchen. Während wir in Tampa, Miami und Estero jeweils 5 Dollar für den Parkplatz zahlen mussten, schafften wir es irgendwie in Sunrise über die Hintertüre auf den Parkplatz - auch wenn zwei entfernte Parkplatzwächter etwas misstrauisch schauten. Jedenfalls stand unser Auto nach dem Spiel noch am gleichen Platz.

Wir suchten uns für das "bessere" Spiel Unterrangkarten aus und hatten eine geniale Sicht. Florida war zu diesem Zeitpunkt siebter in der Ost-Conference und wollte diesen Platz gegen Pittsburgh verteidigen.

Begleitet wurden wir, wie auch schon in Tampa von unzähligen Pittsburgh-Fans. Scheinbar ist halb Amerika Pinguin-Fan. Selbst auf dem Flughafen, sahen wir Leute mit Kappen der Pinguine.

Die ersten beiden Drittel waren spannend, da keinem der beiden Mannschaften ein Tor gelang und die Begegnung ausgeglichen war. Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Zuerst konnte Florida in Führung gehen. Als Antwort kam der Auftritt von Sidney Crosby. Er erzielte in der 39. Minute den Ausgleich für seine Pinguine.

Pittsburgh startete wie eine Rakete ins letzte Drittel und brach damit den Widerstand der Panther. Zwei schnelle Tore in den ersten fünf Minuten und der 4 zu 1 Entstand in der 56. Minute mussten die heimischen Fans Mitansehen. Pittsburgh war wieder im Playoff-Rennen - im Gegensatz zu Florida.
Auf dem Nachhauseweg hielten wir noch im Danny`s Diner und speisten fürstlich. 


Am Freitag schafften wir es letztendlich doch noch, uns zumindest zwei Stunden an den Strand zu legen und die Sonne zu genießen.
Danach machten wir uns auf den Weg nach Estero, um dort das ECHL Spiel der Florida Everblades gegen die Mississippi Sea Wolves zu beobachten.

Technisch und Taktisch gesehen ein schlechtes Spiel. Die Everbaldes waren der haushohe Favorit, schafften aber lange Zeit kein Tor. Dann endlich in der 32. Minute gelang ihnen ein Überzahltor. Im Schlussabschnitt konnten sie in der 49. Minute nachlegen und in der 59. Minute sogar ein Empty-Net-Tor erzielen. Etwas überraschend und für den Heimtorwart sehr ärgerlich konnte Mississippi in der 60. Minute das 3 zu 1 erzielen. 5.887 Zuschauer sahen diese Begegnung - darunter mindestens drei Deutsche!


Zum Ende der Reise kam der anstrengenste Teil. Schnell von Estero zurück nach Fort Lauderdale, ein paar Minuten Schlaf erwischen, dann früh aus den Federn und durch das verlassene Miami zum Flughafen. Drei Stunden Flug nach Philadelphia, sechs Stunden Aufenthalt, Rückflug nach Frankfurt, Landung um sechs Uhr morgens.

Fazit der Reise:
Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, wir haben viel gesehen und erlebt. Eigentlich durchweg immer Glück mit den Hotelzimmern gehabt und gut und viel eingekauft.
Das Einzige was hätte besser sein können, war das Wetter. Darauf hatten wir aber keinen Einfluss!