Eishockey bei 30 Grad Außentemperatur

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert


Da es recht kurzfristig noch sehr günstige Nonstop-Flüge nach Fort Lauderdale gab und unsere Tochter auf Grund ihres Alters lediglich ein paar Euros kostete, beschlossen wir noch 10 Tage nach Florida zu fliegen. Da die NHL-Saison meistens erst Anfang Oktober losgeht, kann man aber Ende September bei über 30 Grad Außentemperatur schon auf ein Vorbereitungsspiel von Tampa oder Florida hoffen.

Wir landeten Freitag Abend und bereits 24 Stunden später sollte das Florida-Duell im Bank Atlantic Center in Sunrise stattfinden. Von unserem Hotel in Pompano Beach machten wir uns frühzeitig Richtung Halle. Das Wetter war morgens wunderbar sonnig und wie bereits erwähnt sehr warm. Das Meerwasser hatte ungefähr 30 Grad und konnte mit einem absolut leeren und tollen Strand (wohlgemerkt an einem Samstag) punkten. Ab dem frühen Nachmittag zogen allerdings ein paar Wolken auf und die nutzen wir um vor dem Spiel noch in einer der größten Malls in Florida shoppen zu gehen. Praktischerweise liegt die auch noch genau gegenüber von der Spielstätte der Panthers.

Nach ausgiebigem bummeln durch die zahlreichen Geschäfte und dem Abendessen für die ganze Familie ging es zu Fuß einmal quer durch die Palmen. Genau in diesem Moment erschüttete sich ein heftiger Regen über die heranströmenden Eishockeyfans, so dass wir uns zügig an die die Halle machten. An uns vorbei fuhr ein Wagen aus dem ein Typ Karten für das Spiel heraushielt und irgendwas mit „free tickets“ faselte. Wir schauten uns kurz an und erst dann wurde uns klar, dass da jemand wirklich Karten verschenken wollte. Leider schalteten wir einen Moment zu spät, denn während meine beiden Mädels den trockenen Eingangsbereich des Bank Atlantic Centers in Angriff nahmen, drehte ich um und versuchte noch dem Wagen hinterher zu spurten. Leider war er schon auf und davon. Nein, so schlecht ist meine Kondition eigentlich nicht. 

Vor der Halle dann jede Menge Leute die noch Karten loswerden wollten, obwohl das Spiel in 10 Minuten anfangen sollte. Da die Vorbereitungsspiele in den meisten Fällen keinen hohen Wert genießen kann man durchaus ein Schnäppchen machen. Wir handelten mit einem, der uns erst 70 und dann 50 Dollar für zwei Karten abringen wollte. Da es um die Ecke am Ticketshop aber noch welche zum Stückpreis für 10 Dollar (im Oberrang) gab, war ich recht entspannt und konnte noch weiter runterhandeln. Viele Leute tummelten sich auch nicht mehr vor der Halle und so war ihm klar, dass er seine 50 Dollar wohl nicht bekommen würde. Am Ende der Feilscherei hatten wir zwei absolute Top-Plätze im Unterrang auf Höhe der Mittellinie für insgesamt 30 Dollar. 

Etwas unangenehm beim Betreten der Halle war die Temperatur. Wir klatschnass und gefühlte 12 Grad da drin. Gott sei Dank hatten wir noch unsere Pullis dabei uns so konnten wir die nassen T-Shirts wenigstens ausziehen und unsere Pullis überstreifen. Trotzdem war es weiterhin frisch und wir hofften nicht direkt am ersten Tag im Urlaub alle krank zu werden. Die Dame am Blockeingang wies uns unsere Plätze zu und vertrieb drei Herren, die wir in den nächsten Dritteln ständig irgendwo um uns herum auf anderen Plätzen sitzen sahen. Klarer Fall von „Oberrang-Plätze für wenig Geld kaufen, aber frei Plätze im Unterrang nutzen“. Gerade bei nicht so gut besuchten Vorbereitungsspielen völlig normal in den Staaten. 

Das Spiel selber war nicht der Brüller und die Gastgeber lagen bereits nach anderthalb Minuten in Rückstand. Allerdings sollte die Führung nur ein paar Minuten halten. Der Ausgleich folgte bald und im zweiten Drittel konnten die Panthers sogar auf 3:1 erhöhen, was die Gäste aus Tampa wenig beeindruckte. Noch im gleichen Abschnitt gab es den Anschlusstreffer für Tampa. Diese hatten sich dann noch weitere Tore aufgehoben und gewannen das Spiel auch verdient mit 5:3. Ex-Adler Reinprecht fiel mir an diesem Abend weder positiv noch negativ auf, Marcel Goc kam leider gar nicht zum Einsatz. Schade, hätte gerne gesehen wie er sich so im Trikot der Panthers macht. 

Bereits zu Beginn des Spiel kam ich mit meinem Sitznachbarn ins Gespräch, der in Fort Lauderdale unweit des Strandes wohnte. Er erzählte mir, dass er hier vier Saisontickets besitzen würde, aber meistens alleine geht. Ich schaute ihn etwas ungläubig an und er meinte, dass seine Familie schon eishockeybegeistert wäre, aber eben nicht alle Spiele sehen könne bzw. wolle. Seine Tochter ginge lieber zum College-Basketball, aber das wäre ihm zu wild. Da würde während dem Spiel die ganze Zeit gesungen, geraucht und gehüpft werden.

Er bot mir dann gleich Tickets für das nächste Vorbereitungsspiel gegen Dallas am kommenden Dienstag an und gab mir seine Visitenkarte. Leider stand aber fest, dass wir bereits am Montag an die Golfküste nach Fort Myers Beach fahren würden und somit kamen wir nicht in den Genuss der Freikarten.

Er meinte dann aber, dass ich mich auch während der Saison gerne bei ihm melden könne. Er würde mir die Tickets auf jeden Fall geben. Ich war kurz sprachlos und konnte gar nicht glauben, dass er es ernst meinte. Aber es war wirklich so. Er hatte vier Karten für die komplette Saison und eine Familie, die so gut wie nie mitgeht. Wert einer Dauerkarte wohl um die 3500 Dollar!
Dann fragte ich mal ganz frech nach wie es denn mit seinen Karten im siebten Stanley-Cup-Finale hier im Bank Atlantic Center aussehen würde und ob er mir die Tickets da auch geben würde. Wir lachten beide und dann meinte er, dass er das wohl nicht machen könne, da er sonst Probleme mit seiner Familie bekommen würde. Dann war 10 Sekunden Pause und dann drehte er den Kopf wieder zu mir und meinte auf englisch: „Ach weißte was, Du kannst sie doch haben.“

Sowas gibt es nur in den Staaten! Das mag ich an dem Land und die Leute meistens sowieso, auch wenn sie von vielen Europäern immer gerne als oberflächlich hingestellt werden. Jedes Land hat wohl seine Vor –und Nachteile, aber als Urlaubsland ist die USA für uns perfekt und ich hab gerne freundliche Leute um mich rum. 

Während des Gesprächs hatte sich unsere Tochter auf unserem Schoß schon ins Land der Träume verabschiedet. Naja, in Deutschland war es ja auch schon sechs Stunden später und von daher konnte ich auch bei mir eine aufkommende Müdigkeit bemerken. 

Wir verließen die Arena, die übrigens nur durch einen Highway von den Everglades getrennt ist, und machten uns auf den Weg in unser Hotel.

Am nächsten Tag nutzen wir wieder die zweite Hälfte des Tages um die Hallen in Lighthouse Point und in Coral Springs abzuhaken. Das Wetter zeigte sich nicht von der besten Seite und somit kam nur Shopping oder Eishockey in Frage. Abgesehen davon sind diese kleinen Hallen am Wochenende immer Treffpunkte für die ganze Familie. Vor allem die in Coral Springs (gleichzeitig auch Trainingsstätte der Panthers) überzeugt mit drei Eisflächen, einem Hockey-Shop, einem Restaurant und auch sonst mit einer angenehmen Aufmachung. Da kann man durchaus ein bisschen Zeit verbringen.