Derbyzeit in Frankfurt

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Es ist der 24.10.03 und ich sitze bereits um 9 Uhr in meinem Büro und schaue ständig auf die Uhr. Grund ist nicht, dass mir die Uhr so gut gefällt, sondern das heute das Derby gegen die Lions ansteht.

Leider wurde die geplante Choreo am Mittwoch von den Lions untersagt. Da wir was größeres vorhatten, hätten wir den Sitzplatz hinter dem Tor für etwa 60 Sekunden gebrauchen können. Die Geschäftsstelle der Lions heult rum und faselt irgendwas von verdeckter Werbung in den ersten drei Reihen.

Wir starten um 16 Uhr am Ladenburger Hauptbahnhof (der fast so groß wie der in Frankfurt ist) und fahren mit weitern 200 Adler-Fans in die Bankenmetropole. Die Schaffnerin verzweifelt an den Adler-Fans und wir entkommen ihr bis Hähnlein-Alsbach, den erst dort beginnt der RMV und damit gilt die Eintrittskarte der Lions für die Bahn.

Am Frankfurter Hauptbahnhof sorgen wir für eine Menge Lärm und für staunende Blicke von Passanten. Die U-Bahn wird geentert und durch hüpfen wie gewohnt zum wackeln gebracht. An der Eissporthalle steigen wir aus und laufen die restlichen Meter zur Halle. Ein Wunder, es gibt heute keine Dippemess. Man begrüßt die üblichen Verdächtigen aus Frankfurt und begibt sich zum Eingang.

Nach kurzweiligem Warten wird die Halle geöffnet. Kaum zu glauben, ich habe es heute als erster Mannheimer geschafft im Gästeblock zu stehen. Nach und nach füllt sich der Block und auch MERC-Supporter bringt seinen Sack mit unzähligen Doppelhaltern und den tags zuvor noch angefertigten Handfahnen mit. Insgesamt werden an diesem Abend wohl ca. 800 Mannheimer vor Ort gewesen sein.

Rüdiger Storch hat an diesem Abend natürlich auch wieder seinen Auftritt und fängt an ein Lied gegen Mannheim durchs Mikrofon zu trällern. Etwas peinlicheres habe ich noch nicht gesehen. Nichts dagegen, dass man seine eigenen Fans anspornt, aber den Gegner zu verhöhnen und sogar noch irgendwelche dümmlichen Gesänge von sich zu geben, spottet jeglicher Beschreibung.

Die Quittung bekommt Storch gleich zu Spielbeginn, als ein Plakat im Gästeblock dazu aufruft, dass Derek Plante zum Wiederholungstäter mutiert. Bei einem Gastspiel in Frankfurt  mit den München Barons, hatte Plante vor längerer Zeit, nach den Provokationen von Storch, selbigen mit einem Schläger verletzt.

Die Lions-Fans haben eine Choreographie vorbereitet: „Tag und Nacht nur ein Gedanke“ mit der Skyline abwechselnd in schwarz und weiß. Sieht gut aus.

Mannheim beginnt das Spiel druckvoll, aber auch die Lions verstecken sich nicht und werden von Spielminute zu Spielminute besser.

Zu Beginn des zweiten Drittels schießt sich Frankfurt durch Tore von Ratchuk und Gosselin 2:0 in Führung. Na ja, sagen wir es mal so: Joseph macht ein klares Eigentor und der Linesman gibt den Löwen in Unterzahl mächtig Schützenhilfe durch seinen Schlittschuh. Keine zwei Minuten später trifft Junker zum Anschlusstreffer. Seliger hält an diesem Tag außerordentlich gut. Anstatt, dass die Adler ausgleichen, gelingt erneut Ratchuk ein Empty-Net-Goal kurz vor Spielende. Was bleibt ist ein (zumindestens auf dem Eis verlorenes Derby und ein verdienter Sieg für die Lions). Lediglich die Mannheimer Fans haben wieder 100% gegeben. Es wäre wünschenswert, wenn unsere Mannschaft die gleiche Einstellung hätte.

Nach dem Spiel noch folgende Szene: Vor dem Block tanzt ein „Fan“ ohne Schal und Trikot vor den Mannheimern rum und provoziert. Die Polizei steht daneben und macht nichts. Erst als drei Adler-Fans über die Mauer hüpfen, merken die das was nicht in Ordnung ist und schreiten ein. Der Provozierer ist auch schon vom Alkohol gezeichnet und wird von einem Polizisten einfach zur Seite geschubst, damit er keinen Ärger mehr machen kann. Unglücklicherweise fliegt er dann Richtung Treppenaufgang und nimmt den Weg nach unten und weitere 12 Stufen mit. Endlich kann ich dem Slogan der Polizei an diesem Abend auch mal zustimmen: „Die Polizei, Dein Freund und Helfer.“

Wir verlassen die Halle und setzen uns ins Sans Auto, die nach dem Arbeiten direkt nach Frankfurt gefahren ist und somit noch Platz hat. Nur 45 Minuten später sind wir endlich zu Hause.