13.03.05 - Eine Frage der Ehre

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Es hätte nicht schlimmer kommen können. Während man in Frankfurt sich den Kampf um Platz 1 mit den Eisbären lieferte, verloren die Adler vorher zu Hause gegen Hannover, in Köln, in Krefeld und am vorletzten Spieltag gegen Augsburg im heimischen Friedrichspark.

Die Supporters Crew organisierte am Samstag vor dem Spiel gegen Frankfurt noch eine Aktion und machte beim Training der Adler unmissverständlich klar, was man von der derzeitigen Leistung hielt. Ein 60-Meter-Transparent mit der Aufschrift „Nicht wir tragen Euer Trikot, sondern Ihr tragt unseres" prangte über der Stehplatzgeraden. Gut 150 Fans hatten sich zu der Aktion eingefunden und teilten der Mannschaft per Gesang mit, für was sie eigentlich in Mannheim auf dem Eis stehen.

Am nächsten Morgen ging es mit dem Zug nach Hessen. Wir schätzen, dass im Endeffekt ca. 200 Adler-Fans den Zug bevölkerten. Die Stimmung war gut, denn alle wussten was sie heute erwarten würde.

Am Bahnhof in Frankfurt erwartete uns ein Großaufgebot der Polizei, das man so nur von Fußballspielen kannte. Irgendjemand hatte das Gerücht gestreut, es wären 250 gewaltbereite Fans aus Mannheim im Anmarsch. Ich habe selten so gelacht. Natürlich gibt es auch bei uns einige Unverbesserliche, aber die Zahl sorgte für größeres Gelächter unter den Mitgereisten.

Die U-Bahn-Fahrt wurde mit ausdauerndem hüpfen überbrückt und kurz nach 12 Uhr war man dann auch schon an der Halle in Frankfurt.

Einige Adler-Fans stellten sich am Seiteneingang an und wurden prompt wieder weggeschickt. Der Grund: Sie kamen aus der falschen Stadt. Der Eingang ist für alle Fans und nicht nur für die Eigenen! Willkür pur!

Vor der Halle wurden von mehreren Adler-Fans die Personalien überprüft, obwohl sie nichts gemacht hatten. Hier ging also die Schikane weiter. Am Eingang das gewohnte Bild. Eine 50-Zentimeter-Türe offen und man wurde behandelt wie ein Schwerverbrecher. Dazu durfte man sich Kommentare der untersten Schublade der „Ordner" anhören.

Der Gästeblock war sehr gut gefüllt, aber im benachbarten wo sich normalerweise noch viele Mannheimer Fans tummelten standen fast ausschließlich Frankfurter. Auf den Sitzplätzen waren ebenfalls nicht so viele Adler-Anhänger wie gewöhnlich. Die Saison hinterließ also doch ihre Spuren. Zudem konnte man in Frankfurt eigentlich nur mit einer Niederlage rechnen und für Mannheim ging es nur um das Ansehen. Platz 6 stand seit zwei Wochen mehr oder minder fest.

Die Halle war gut gefüllt und im Gästeblock kamen 500 „Wurmluftballons" mit einer Länge von 120 cm zum Einsatz. Auf der Frankfurter Seite gab es eine Folien/Pappen-Choreo, die mir persönlich nur bedingt gefiel. Zum einen war die Anzahl der hochgehoben Papptafeln verschwindend gering und zum zweiten frage ich mich jetzt noch was der Spruch bedeuten soll: „Eine Stadt steht hinter Ihrem goldenen Verein".

Hat man jetzt also in Frankfurt einen goldenen Verein, nur weil man dieses Jahr in goldfarbenen Trikots spielt? Oder sind die Spieler so goldig?

Das erste Tor durfte Lebeau erzielen, nachdem sich unser „Superverteidiger" Joseph ein dummes Foul leistete. Das zweite dumme Foul von Joseph dann kurz vor Ende der Partie und natürlich ahnt man schon was jetzt kommt. Genau, der zweite Treffer für die Lions. Vielen Dank an unsere Nummer 23! Das Spiel der Adler ansonsten gar nicht so schlecht wie im Vorfeld schon befürchtet.

In Drittel 2 durfte Norris zwei Treffer im Gehäuse der Adler versenken und ein entnervter Huet machte Platz für Passmore. Vorher zerschmetterte er noch kurz seinen Schläger am Tor.

Mit jedem Tor der Lions wurde es zunehmend lauter im Gästeblock. Von den Lions-Fans bekamen wir wenig mit, da die Adler-Fans jetzt einfach sangen. Die Gleichgültigkeit nahm zu und damit sangen jetzt alle mit.

Die Ordner hatten auch wieder mehrere glanzvolle Auftritte. Zum einen wollten sie mehreren Leuten das Megaphon abnehmen, zum anderen wurde uns untersagt auf der Mauer zu stehen. Vom am Bein rütteln bis zur Androhung mit Stadionverbot war alles dabei. Was hier heute von Seiten der „Ordnungsmacht" ausging war unter aller Kanone. Dabei feierte man einfach nur und benahm sich nicht daneben. Es flog kein einziger Becher und auch sonst waren die Mannheimer Anhänger friedlich.

Passmore hielt seinen Kasten sauber und im letzten Drittel durfte man sich dann noch über das Tor von Carciola freuen. Mehr war aber nicht drin. Die Mannschaft verabschiedete sich, bis auf drei Spieler, nicht bei den mitgereisten Fans.

So ging es dann zurück zum Hauptbahnhof und von dort aus mit dem Zug nach Hause. Abgesehen von der Willkür der Ordner und dem Spiel-Resultat war es eine amüsante Auswärtsfahrt.