Feuer, Eis und Stadionbier

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Viele wollten mit, viele sagten auch wieder ab, aber schlussendlich waren wir dann doch sieben Leute, die sich auf den Weg zum Derby HC Fribourg-Gotteron gegen den noch amtierenden Meister aus Bern machten.

Der Kampf um einen Play-Off-Platz ließ trotz der eher bescheidenen Tabellensituation beider Teams auf ein gutes Spiel hoffen.

Mit zwei Autos machten wir uns an diesem Samstag bereits gegen 13 Uhr auf den Weg in die Schweiz. Es gab keine erwähnenswerten Vorkommnisse während der Hinfahrt, lediglich die „Cheesy Crust" bei Pizza-Hut verdient ein Lob.

Meinen Mitfahrern stand der Schweiss auf der Stirn, denn ich wollte definitiv in der Schweiz tanken. Die Tank-Anzeige blinkte fröhlich vor sich hin und ich fuhr mit der Reichweite im einstelligen Kilometer-Bereich dann doch am Rasthof Pratteln raus. Mein Vorschlag noch einen weiteren Rasthof abzuwarten wurde abgelehnt.

An der Ausfahrt Bern-Bethlehem vorbei überschritten wir kurz danach die Sprachgrenze. Wir fuhren Fribourg-Nord ab und wurden von den ersten Feuerwerks-Raketen der Berner Fans empfangen. An der Halle vorbei, auf der Suche nach einem Parkplätzchen, durften wir uns dann die erste Pyroshow von den Jungs und Mädels von „Bäregrabe" ansehen.

Nachdem wir unsere Autos an einem gut behüteten Platz abgestellt hatten, trafen wir uns mit Bettina aus Bern. Sie hatte uns die Karten besorgt. Vor dem Gästeeingang loderte im Schnee noch ein Feuer, dass zum Bratwurst grillen genutzt wurde. Um uns herum der Fribourger Sonnenuntergang oder auch „bengalisches Feuer" genannt. Die Polizei hatte ein Großaufgebot aufgefahren und sah irgendwie etwas angespannt aus. Irgendwann erbarmte man sich und ließ die Berner Fans in den Block. Ich schätze mal, dass es ca. 1200 Fans aus der Hauptstadt waren, die an diesem Abend die Gästekurve bevölkerten.

Vor dem Spiel gab es auf Seiten der Fribourg-Fans noch eine nette Choreographie mit Papptafeln und den beiden Buchstaben F und G aus Folie. Die Berner hatten hunderte kleine, rote Wunderkerzen dabei. Sah richtig gut aus.

Als ich das erste Mal auf das Eis sah, waren ca. 10 Sekunden gespielt. Ich sah nur noch Dubè wie er direkt vor der Kurve ins Tor traf und um mich herum auf einmal die ersten bengalischen Fackeln angingen und der Gästeblock am toben war. Man muss dazu sagen, dass es nur eine offene Halle in der Nationalliga A gibt und die steht in Ambri. Man war also schon zu diesem Zeitpunkt nahe einer Rauchvergiftung.

Nach 42 Sekunden hörte man dann auf der Gegenseite zum ersten Mal die Anhänger des HC. Jukka Hentunen schob die Scheibe ins Tor. Was ein Auftakt. Zwei Tore in der ersten Minute. Der Berner Thomas Ziegler musste in der 5. Minute auf die Strafbank. Dubè schnappte sich in Unterzahl die Scheibe, ließ Freund und Feind stehen und schoss auf Fribourgs Torhüter Mona, der nur nach vorne abprallen lassen konnte. Der von hinten heranstürmende Leuenberger hatte keine Mühe mehr, die Scheibe ins Tor zu bugsieren. Wieder leuchtete der Gästeblock rot, bevor man die Fackeln vor den Block schmiss und dort ausbrennen ließ. Hinzu mischte sich das ein oder andere Rauchbömbchen. In Spielminute 14 genau das Gleiche, nur andersrum. Fribourg in Unterzahl und mit dem Tor gegen einen unsicheren Marco Bührer im Gehäuse des SCB. Das erste Drittel endete mit offensivem Hockey, individuellen Fehlern, viel Nebel in der Halle und dreckigen Schuhen. Es war nämlich so eng im unteren Teil des Blocks, dass man sich ständig gegenseitig auf die Füße trat.

Im zweiten Drittel hatten die Berner zu Beginn massive Probleme. Der Ex-SCB-Spieler Montandon schoss Fribourg in Führung, ehe man gut zwei Minuten später das 3:3 bekam.

In der 37. Minute musste NHL-Spieler Brière aufs Sünderbänkchen. Zum dritten Mal an diesem Abend gab es darauf hin eine Unterzahltor! Auch Bührer im Tor des SCB war jetzt ein besserer Rückhalt als noch im ersten Drittel. Zu erwähnen wären an dieser Stelle die erneut aufflammenden Bengalos im Gästeblock, die weitere Sichtbehinderungen ergaben. Sensationell dann die Durchsage des Stadionsprechers, der nach 4 Rauchbomben und geschätzten 20 Bengalos darauf hinwies, dass das Rauchen in der Halle verboten wäre! Ich weiß nicht, ob es die Jungs und Mädels vor und hinter mir mitbekommen hatten, den sie zogen gerade genüsslich an einem Joint.

Die Stimme, die irgendwo aus dem Nebel kam, hatte mir ein heiteres Lachen auferlegt.

Zu Beginn des letzten Drittels dann wieder etwas bessere Sicht, allerdings erst mal keine Tore. Dan Heatley sorgte mit seinem satten Handgelenkschuss in der 49. Minute für die Vorentscheidung zu Gunsten des SCB. Fribourg drückte in den letzten paar Minuten richtig, hatte aber keinen Erfolg. Das letzte Tor wurde auch vom Torschützen des ersten Treffers geschossen. Dubè hatte keine Mühe ins leere Gehäuse einzunetzen.

Danach zogen sich alle Berner Fans um mich herum die Schals und Pullis ziemlich weit ins Gesicht. Es war klar, dass man jetzt den pyrotechnischen Höhepunkt erleben durfte. Eine Fackel nach der anderen ging an und dazu wurden nicht wenige Gramm weißen Rauchs gezündet. Unvorstellbar in einer geschlossenen Halle. Aber es scherte sich auch keiner der Fribourger Ordner darum. Die Mannschaft machte die Welle und Dubè wurde noch mal einzeln von den Fans herausgerufen.

Im leeren Block konnte man dann noch sehen was die Berner hinterlassen hatten. Da lagen kuhfladengroße Rauchpulverreste herum. Unglaublich. Noch unglaublicher die Tatsache, das sich niemand darüber aufregte.

Draußen das gleiche Schauspiel wie drinnen. Der Himmel leuchtete rot, die Raketen flogen Richtung Mars und die Straße wurde kurzer Hand für die Fanbusse der Berner abgesperrt. Wir unterhielten uns noch kurz, ehe ich den Umweg über die Fankneipe der Fribourger nahm und einen Vollstrecker-Aufkleber zur Stadionverschönerung anbrachte. Danach ging es zurück zum Auto. Mittlerweile waren wir bei 12 Grad minus und freuten uns auf die Heizung im Auto.

Gegen 2.30 Uhr waren wir dann nach diesem Erlebnis wieder zu Hause.