Groundhopping in der BW-Liga |
Ein Bericht von Thomas Steinert
Nachdem
man an diesem Samstag mal vorzog nicht in die Schweiz zu fahren, machten wir uns
zu Spiel des Mannheimer ERC beim Tabellenführer der BA-Wü-Liga nach Hügelsheim
bei Baden-Baden auf. Nachdem
wir am Vormittag noch Sternchen zur Rückkehr in die Zivilisation verholfen
hatten, ok Hockenheim kann man als Zivilisation bezeichnen, muss man aber nicht,
machten wir uns gegen 18 Uhr ins mittelbadische Hügelsheim auf. Das
Kaff liegt kurz vor der französischen Grenze und hätte wohl besser von unserem
Nachbarn annektiert werden sollen, aber im Nachhinein war mir klar, warum man
dies in Frankreich nie gewollt hätte. Nachdem
wir in Hügelsheim einen Ureinwohner nach der Eishalle fragten, der aber von so
was irgendwie noch nie etwas gehört hatte, erinnerte ich mich auf der Homepage
des ESV irgendetwas davon gelesen zu haben, dass die Halle irgendwo im
sogenannten „Baden-Airpark“ liegen musste. Nachdem
wir in den „Victoria-Boulevard“ eingebogen waren, umgeben von Feldern, sahen
wir rechter Hand die Start- und Landebahn des ehemaligen Militärflughafens der
Amis, der heute für kleinere Maschinen und Charterflüge geöffnet ist. Ein
Stück die Straße hinab lag dann ebenfalls auf der rechten Seite die „Baden-Airpark-Eisarena“
(Anmerkung der Redaktion: Das ist der offizielle Name!). Von außen hatte das
Ding den Charakter eines Bunkers. Nachdem
wir 5,50 € berappt hatten und von allen Anwesenden neugierig angegafft wurden,
machten wir uns auf dem Weg zur Verpflegungsbude der Eishalle. Ohne eine Frage
gestellt zu haben, bekam ich die Antwort „Wir sind alles ehrenamtliche
Mitarbeiter, wir kriegen dafür kein Geld“, von einem weiblichen
„Friedhofsgemüse“, dass in drei verschiedene Richtungen starrte und wohl
seit 50 Jahren nicht aus dieser Halle gekommen war. In meiner Großzügigkeit
stopfte ich 10 Cent in die Spardose, die auf dem Tresen stand und murmelte vor
mich hin: „Ich wollt’ ne Wurst und kein Gespräch“. Nachdem
ich kauend erst mal den Rest der 10 angereisten Mannheimer Schlachtenbummler
begrüßt hatte, machten wir uns zu unseren Plätzen auf. Die
Halle hat Wohnzimmeratmosphäre. Nicht das ich mich so wohl gefühlt hätte,
nein, die Hallendecke hing nur fast auf der Eisfläche. Jeder Altbau hätte da
mithalten können. Wie ich dann erfuhr, wurde diese Halle irgendwann mal von den
stationierten Amis in die Landschaft gestellt und mit 1200 Stehplätzen
ausgestattet. Wir
hängten die halbe Halle mit unseren Transparenten zu und machten uns mit
unseren Fahnen etwas breiter. Kurz vor Spielbeginn füllte sich die Halle
merklich und am Ende schätze ich die Zuschauerzahl auf ca. 700. Auf der
offiziellen Homepage der Hügelsheim Hornets steht zwar nur was von 500
Eishockeyinteressierten, aber was das Finanzamt nicht weiß, macht sie ja
bekanntlich nicht heiß (5 € ins Phrasenschwein). Hügelsheim
war spielerisch dem Mannheimer ERC überlegen und konnte im ersten Drittel
bereits zwei Tore verbuchen. Ein äußerst glücklicher Treffer brachte die
Mannheimer wieder heran, doch danach hatte man nicht mehr viel zu bestellen. In
der 33. und 38. Spielminute erhöhten die Hornets auf 4:1. Das
letzte Drittel brachte in der 49. Spielminute einen Doppelschlag und damit die
6:1-Führung. Dann gab es noch eine kleine Schlägerei mit Spieldauerstrafen auf
beiden Seiten, ehe Mannheim nochmals verkürzte, aber dann dennoch in den
letzten beiden Spielminuten mit 8:2 untergingen. Nachdem
wir mit 10 Fans ordentliche Stimmung gemacht hatten und fast das letzte Drittel
durchsangen, meinte die halbwüchsige Dorfjugend uns jetzt kurz vor dem Ende
dumm anmachen zu müssen. Kein einziges Mal waren sie während des Spiels zu hören,
geschweige denn, dass sie ihre Mannschaft irgendwie andersweitig unterstützen. Der
DJ hatte an diesem Abend auch sein Leben riskiert, denn er drehte wie ein Irrer
die Musik auf. Gott sei Dank brachte er keine Abwechslung rein und somit lief
die ganze Zeit irgendwelches billige „Trancegeschrubbe“. Wir hatten aber
auch Glück, denn er spielte es nicht in jeder Pause, nein er vergaß es doch
tatsächlich ein Mal. Wir waren entzückt und freuten uns sogleich. Nach
dem anhängen der Banner kamen noch ein paar dämliche Sprüche wie „die
Fahnen braucht ihr ja nicht mehr...“ und dem Wink mit dem Feuerzeug. Wir
verließen die Halle und machten uns zum gegenüberliegenden Parkplatz und
unseren Autos auf. Durch die Freundlichkeit der „Eishockeyinteressierten“
rund um Hügelsheim (ich habe im Übrigen nicht einen Scheiss-Hügel gesehen)
hat sich dieser Verein in meiner Beliebtheitsskala enorm nach oben geschossen. Ich war froh, als wir wieder auf der Autobahn waren und Richtung Heimat fuhren. |