Ich fahre nicht nach Köln!

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Nein nein, nach Köln fahre ich dieses Mal nicht! Die Mannschaft hatte zuletzt nicht den Hauch von „Wollen" gezeigt und ich wollte auch nicht!

Bis Freitag um 11 Uhr war auch alles in Ordnung, aber Karsten und Charly brachten mich dann doch letztendlich dazu, meine Prinzipien über den Haufen zu werfen und die Reise nach Köln anzutreten.

Wir düsten um kurz nach halb vier in Ladenburg los und erblickten die Kölnarena nur knapp zwei Stunden später. Die Fahrt war trotz eines Freitag Nachmittags staufrei.

Für schlappe 17 Euro wurde eine Eintrittskarte für den Gästeblock gekauft, bevor man im Henkelmännchen noch einige Bekannte traf und sich kurz unterhielt.

Danach ging es in die Halle. Die Ordner machten beim anbringen des Vollstrecker-Banners den gewohnten Terz und ich sagte wie gewöhnlich, dass es da immer hängt. Nachdem die Kölnarena nun wirklich jedes Mal mit einer neuen Vorschrift aufwartet und ich mich langsam aber sicher frage, ob die jemanden für „das Erfinden von fiesen Vorschriften für arme Gästefans" eingestellt haben, war heute die Länge unseres Banners das Problem.

Wie es der Zufall wollte, gehörte die Loge direkt unter dem Gästeblock dem Halleneigentümer! Ja klar, ich würde mich bei 18500 Plätzen auch direkt unter den Gästeblock setzten! Nichtsdestotrotz hing das „on Tour" ca. drei Zentimeter zu weit in den genormten Logenbereich rein. Bevor man also richtig aufgehängt hatte, durfte man schon wieder abhängen.

Die prozentuale Anzahl der Adler-Fans schätzte ich auf 5,5248. Denn nach meiner Rechnung waren heute gut 400 Gäste da und wenn man die 13812 Besucher mit dem Dreisatz verrechnet, kommt man dann ungefähr auf dieses Ergebnis.

Es dauerte keine zwei Minuten bis wir das erste Mal jubeln durften. Tripp hatte in Überzahl getroffen. Die Stimmung zwischen Block 602 und 604 ausgezeichnet. In der 10. Spielminute dann der Ausgleich, obwohl man vorher schon gut und gerne auf 0:2 hätte erhöhen können.

Butenschön traf mit Hicks scheinbar einen Bekannten, denn die Beiden hatten sich viel zu erzählen und klopften sich dazu, zärtlichst auf die Schultern. Beide durften das Spiel vorzeitig verlassen.

Zwei Minuten vor Ende traf Lüdemann in Überzahl zur 2:1 für die Haie.

Im Mitteldrittel wurde es zunehmend ruppiger, was wohl mehr an den Adlern lag. Allerdings darf man sich in Köln nicht beschweren, denn Hicks, Renz und Konsorten sind auch nicht gerade liebe Kinder. Im Gästeblock dagegen gute Stimmung und mittlerweile wurde durchgesungen. Seit langem machte es wieder mal Spaß in der Kölnarena. Kurz vor Ende durfte sich Ullmann für das restliche Wochenende freinehmen, denn er zog, wohl unabsichtlich, Lüdemann seinen „Zahnstocher" durch die Kauleiste und wurde zu Recht hinausgestellt. In großer Sportsmanier entschuldigte er sich aber bei seinem Gegenspieler.

Corbet mit einem peinlichen Auftritt der Extraklasse im Schlussabschnitt. Kein Schauspieler kann sich besser auf dem Eis wälzen als unsere Nummer 20. Auch wenn sein Einsatzwillen wirklich immer groß ist, so wären da Brad Pitt und Leonardo di Caprio vor Neid erblasst.

Dem Gästeblock war das allerdings zu dem Zeitpunkt schon recht egal, denn das mitgebrachte Megaphon, das jetzt Löffel in die Hand nahm, animierte den Gästeblock zu weiteren Stimmungswellen. Man sang und sang und sang...

Das 3:1 der Haie war abzusehen. Mannheim in Unterzahl und Kölns Roy mit dem Treffer.

Einem mitgereisten Fan der Adler, der zu diesem Zeitpunkt schon recht wenig Orientierung hatte, überkam es, im Anfall des Ärgers über das Haie-Tor, am Netz vor dem Gästeblock zu zupfen. Darauf hin schnappte sich ein übermotivierter Kölnarena-Mitarbeiter diesen Fan und versuchte ihn rauszuziehen. Ihm zu Hilfe kamen weitere Ordner und die Polizei. Das Spektakel hatten auch einige andere Fans gesehen und sich ebenfalls eingemischt. Nach kurzem Pipapo war die Sache aber geklärt. Göttlich die Antwort unseres 4-Promille-Fan zu den Ordnungskräften: „Lasst mich hier drin, dann garantiere ich für einen ruhigen Block!" Kurz vor dem Ende, der Anschlusstreffer durch Edgerton. Noch zwei Minuten und ein Gästeblock, der immer noch sang. Jetzt noch lauter als vorher. Das Netz vor dem Block wippte fröhlich im Takt mit

40 Sekunden vor Ende die Ernüchterung, denn erneut Roy traf ins leere Mannheimer Gehäuse. Ein paar Spieler bedankten sich, der Rest hielt es nicht für nötig.

Draußen gab es noch ein bisschen Smalltalk mit Adler-Fans aus Mönchengladbach, bevor man sich wieder nach Hause machte. Für die anderen ging die Party jetzt erst richtig los, denn die Adler hatten Ihr nächstes Spiel nur zwei Tage später in Krefeld.

Im Nachhinein war ich froh dabei gewesen zu sein. Die Adler konnten zwar gegen zuletzt schwach daheim aufspielende Kölner nicht gewinnen, aber die Stimmung entschädigte für einiges.