Ein Wochenende im Osten

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

 
 
Ein Wochenende im Osten der Republik sollte anstehen. Zu Zweit ging es, über die von mir so sehr geliebte A5 und dann über die A4, Richtung Sachsen.
Obwohl wir sehr früh unterwegs waren, kamen wir in einige Staus und das Navigationssystem minimierte die Zeit zwischen Ankunft und Spielbeginn doch erheblich.
Weißwasser gehört zu den Punkten, die ich schon immer mal sehen wollte, die aber irgendwie so gar nicht auf dem Weg von irgendwas liegen. Die Pläne mal eine Tour nach Niesky, Jonsdorf und Weißwasser zu machen, bestehen zwar seit Ewigkeiten, aber meistens kommt dann doch irgendwas dazwischen. So passte es uns an diesem Wochenende ganz gut, dass wir alte Freunde, Verwandtschaft und Eishockey unter einen Hut bringen konnten. Meine Wenigkeit durfte sich dann auch noch über Fußball freuen.
Über Dresden ging es bis Bautzen und ab dort dann auf die Landstraße um die letzten 50km durch die schöne Lausitz zu fahren. Dort sind übrigens alle Ortsschilder zweisprachig. Grund dafür ist die slawische Minderheit der Sorben. Wer mehr darüber wissen will, darf gerne mal im Internet recherchieren. Ich möchte an dieser Stelle nur Eure Neugierde wecken.
Nach gefühlten 10.000 Wahlplakaten bogen wir dann in „Bela Woda“ ein. Durch fahrerisches Geschick und rechtzeitiges Erkennen festinstallierten Blitzgerätschaften hatten wir sogar wieder ein paar Minuten herausgeholt. Wir parkten auf einem Schotterparkplatz unweit der Halle, zahlten unsere 5€ Eintritt und schauten noch mal kurz im alten „Wilhelm-Pieck-Stadion“ vorbei. Dieses 12.000 Fans fassende Freiluft-Stadion ist leider nicht mehr bespielbar und doch sehr in die Jahre gekommen. Allerdings hat es auf uns immer noch einen imposanten Eindruck gemacht.
Nur einen Katzensprung entfernt steht der Fuchsbau und damit die Heimstätte der Lausitzer Füchse. Bevor wir in die Halle gingen hielten wir noch kurz am Würstchenstand. Etwas verwundert war ich, nachdem ich meine Bestellung und das Geld abgab, dass der Herr auf der Gegenseite mal eben die Bude verließ. Ich machte zwei Schritte nach rechts, schaute nun am Stand vorbei und sah jetzt auch warum. Er drehte die Würstchen auf dem Grill um. Es mag vielleicht etwas komisch klingen, aber ich kann mich nur schwer an meine letzte Wurst erinnern, die direkt vom Schwenkgrill in der freien Natur kam. Aber ganz ehrlich, dementsprechend schmeckte sie auch verdammt gut. Dazu gab‘s Ost-Limonade.
Nach der kleinen Mahlzeit ging es dann ins Stadion. Ich war überrascht, denn ich hatte mir die Halle ein wenig anders vorgestellt. Die Tribünen sehen alle etwas provisorisch aus. Zudem sind die Stehplätze sehr verteilt jeweils am Ende der Geraden untergebracht. Dazwischen gibt es Sitzplätze. Hinter dem einen Tor befindet sich der Gästeblock, genau gegenüber der VIP-Bereich. Mir wurde nun auch klar, warum man in Weißwasser auch über einen Stadionneubau nachdenkt.
Gegner am heutigen Abend sollte übrigens der tschechische Zweitligist aus Chomutov sein. Da die Gäste schon seit einigen Wochen im Training standen und auch schon Spiele absolviert hatten, während die Blau-Gelben aus Weißwasser das erste Mal nach der Sommerpause ein Spiel bestritten, war dem geneigten Eishockeyfan vorher schon klar, wie das Spiel wohl verlaufen könnte. Es müssten 18 Fans aus dem Nachbarland mitgekommen sein, wenn ich mich nicht verzählt habe. Insgesamt hatten sich nach offiziellen Angaben 1118 Zuschauer eingefunden, die in freudiger Erwartung des ersten Auftritts ihrer Füchse waren. Auch wenn der Gegner vielleicht nicht der attraktivste war.
Nach der Mannschaftsvorstellung durfte das Spiel dann beginnen. Wie zu erwarten waren die Tschechen läuferisch überlegen. Bereits in der sechsten Minute das 1:0 für die Gäste. Dem folgte in der 18. Minute das 2:0. Allerdings dauerte es nicht mal ein Minute bis auch die Hausherren ein Tor bejubeln konnten. Ex-Adler Sven Valenti schoss den Anschlusstreffer. Allerdings stellte Chomutov nur 16 Sekunden später den 2-Tore-Abstand wieder her und erhöhte kurz vor Ende des ersten Drittels auf 3:1.
Wir wechselten im zweiten Drittel den Standort auf die gegenüberliegende Seite durften dann aber nur noch drei Tore der Gäste sehen. Mit 1:6 gewannen sie schlussendlich auch verdient in Weißwasser. Die Stimmung an dem Abend eher bescheiden, da der Gast weder auf dem Eis noch vom Namen einen Jubelsturm ausgelöst hatte. Allerdings bemühte sich ständig jemand ein bisschen Atmosphäre aufkommen zu lassen. Vor allem im letzten Drittel wurde dann von einer Stelle aus mehr oder minder durchgesungen.
Mit dem Abpfiff ging es zum Auto und dann auf direktem Wege nach Halle an der Saale wo uns bereits Michaelas Cousine erwartete und wir noch viel zu erzählen hatten. 900km und einige Gespräche später ging es dann ab ins Bett.