Vorbereitung in Le Sentier 

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Allez, Allez, Allez

Relativ spontan verführte ich drei weitere Vollstrecker am Montag Abend direkt einen Tag nach unserer Ankunft aus Vojens in Dänemark vom Fantreffen, zu einer kleinen Hopping-Tour durch die Schweiz.

So kam es wie es kommen musste und bereits am Dienstag Morgen befanden sich Steffi und Matze bei mir im Auto gen Basel. Bevor wir allerdings endgültig durchstarten konnten, holten wir Patrick in Mannheim ab.
Schnell wurde alles fachgerecht eingeräumt und somit konnten wir einem Drei-Tage-Urlaub mit Eishockey, Zelt und Sonne entgegenfahren. In der Quadratestadt wurde der Tank noch so gefüllt, dass er bis zur Grenze ausreichte. In der Schweiz zahlt man nämlich im Schnitt rund 20 Cent weniger für das Benzin.

Ohne Klimaanlage, dafür aber mit 33 Grad und einem offenen Schiebedach ging es in der Astra-Sauna auf die A5. Einzig der Eukalyptusaufguss fehlte zum gemütlichen Ausschwitzen. Patrick studierte wieder den Kicker und andere diverse Zeitschriften, konnte aber auf meine Frage hin, ob er sich bei dem Sortiment an Zeitschriften, die er verschlingt, nicht irgendwo am Lesezirkel beteiligen möchte, nur lachen, bevor er dann Matzes Lieblings-Fußballteam aus einer Stadt nahe Köln, die eigentlich mit Ajax Amsterdam und dem PSV Eindhoven in einer Liga kicken müssten, genauer unter die Lupe nahm und mit vernichtender Kritik den 18. Tabellenplatz am Ende der Saison voraussagte.

Nach knapp 2,5 Stunden überquerten wir den Grenzübergang Weil am Rhein, fuhren durch Basel und Richtung Bern. Kleiner Stopp am Stadion des SC Bern, bevor es weiter zum Ziel des heutigen Tages gehen sollte.

Wir fuhren in die französische Schweiz. Aus „Ausfahrt“ wurde „Sortie“ und kurz vor der französischen Grenze ging es ab ins „Vallee de Joux“, genauer gesagt nach Le Sentier, wo auch in diesem Jahr ein recht hochkarätiges Vorbereitungs-Turnier stattfand.
Bereits im letzten Jahr war Le Sentier Haltepunkt bei der Crazy-Tour mit neun Eishockeyspielen in sechs Tagen in sieben verschiedenen Eisstadien im Lande der Eidgenossen.

Die fünf Teilnehmer setzten sich aus vier Schweizer Teams und dem HC Moeller Pardubice aus Tschechien zusammen. Neben Meister Bern waren auch Fribourg, Lausanne und Bozons Club Servette Genf dabei.

Nach begutachten des Himmels entschieden wir uns trotz drohender Regenwolken den Zeltplatz zu nehmen und nicht in einem günstigen Hotel im Ort zu nächtigen.
Der Campingplatz lag oberhalb des Sees und war von viel Wald und einer schönen Landschaft umgeben. Wir waren hier zwar nicht in den französischen Alpen, aber dennoch brachten es die Berge drum herum auch auf stolze 1000 –1400 Meter.
Wir bauten unsere Zelte etwas abseits des Platzes auf und machten uns dann noch mal kurz zum See runter. Obwohl das Wasser sehr kalt war, schafften wir es alle irgendwie rein zu hüpfen und genossen die Abkühlung nach der Fahrt.

Danach ging es zum nächsten Supermarkt, wo wir uns mit Fressalien eindeckten. Direkt vor mir bezahlte gerade der Betreuer von Servette Genf.
Von dort aus, steuerten wir direkt zur kleinen Eishalle in Le Sentier. Bereits um 18 Uhr sollte das erste von zwei Spielen an diesem Abend steigen. HC Fribourg Gotteron gegen Pardubice. Für insgesamt 30 Franken kauften wir uns ein Tages-Ticket und kamen direkt zum „warm up“ beider Mannschaften.
Die Halle war mit 800 Zuschauern angenehm gefüllt, allerdings sah man mehr tschechische Fans als Anhänger aus Fribourg.
Einige bekannte Namen durfte man auf Pardubicer Seite auch lesen. Torhüter Lasak, der vor kurzem noch bei den Adlern im Gespräch war, aber auch Ex-Eisbär Jiri Dopita kurvte nur wenige Meter vor unseren Augen auf dem Eis herum.
Die Halle ist, wenn man auf der Geraden steht einfach nur genial, denn man ist halbhoch über dem Eis und könnte, wenn man sich nach vorne beugen würde sogar manchen Spielern auf den Helm klopfen. Mal ein anderes Gefühl als in den Arenen in Deutschland. Natürlich sind die kleiner Eishallen auch etwas gefährlicher. In Le Sentier beispielsweie musste an diesem Abend bereits ein Mann ins Krankenhaus gebracht werden, der beim Bier holen einen Puck abbekam und mit einer riesigen klaffenden Wunde die Halle verließ.

Zum ersten Spiel kann man den Tschechen nur gratulieren, denn sie waren in allen Belangen besser. Ich weiß nicht wann sie anfangen zu trainieren, aber für Anfang August waren sie topfit und spielten wunderbar zusammen. 4:0 war das Endresultat einer recht einseitigen Partie, die vom wohl „beliebtesten“  Schweizer Schiri Bertolotti gepfiffen wurde.

Dank unseres Tages-Bändchen mussten wir zum „Genfer-See-Derby“ um 20.30 Uhr nicht die Halle verlassen. Draußen goss es mittlerweile in Strömen und irgendwie schienen wir wohl doch die falsche Übernachtungsmöglichkeit gewählt zu haben.

In genau diesem Regen standen viele Lausanne- und einige Servette-Fans. Die Halle wurde jetzt recht voll und auch die offizielle Zuschauerzahl von 2300 kam hin. Neben uns postierten sich drei Mädels aus Lausanne, die beim Einlaufen der Mannschaften halbe Orgasmen rausschrieen. Da war was geboten, vor allem in Steffis Ohr, die direkt neben der geflochtenen Drahthaar-Göre mit der eindringlichen französischen Stimme stand.

Phillipe Bozon spielte an diesem Abend leider nicht, aber dafür bekamen wir ein wirklich gutes Spiel mit zahlreichen Chancen und insgesamt 8 Toren zu sehen. Ab und zu kam auch etwas Stimmung auf, insgesamt blieb es aber recht ruhig in der Halle. Servette kontrollierte über die meiste Zeit das Spiel und ging schlussendlich als verdienter Sieger mit 5:3 vom Eis.

Zu erwähnen wären an dieser Stelle die Rufe der Mädels neben uns, die egal ob Spieler von Lausanne oder von Genf am Puck waren, ein erschauderndes „Allez“ in einer nicht nachzumachenden Tonlage durch die Halle schleuderten. Etwas überraschend daher, die Unzerstörbarkeit des Plexiglases unterhalb von uns, bei diesen hohen Tönen.

Mit sechs Dritteln Eishockey im Gepäck und eines nicht aufhörenden Monsun-Regens machten wir uns zum Zeltplatz zurück. Dort setzten wir uns noch in eine Holzhütte bevor wir in unsere Zelte verschwanden.

Nach mehreren Lachflashs mit Patrick stellen wir fest, dass wir unser Zelt wohl in zu schräger Hanglange aufgebaut haben und so zählte ich in dieser Nacht ungefähr 15 Versuche auf meiner Isomatte wieder hochzukrabbeln, nachdem ich jedes Mal wieder nach unten rutsche.