Auf nach Nordböhmen

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

 

Das letzte Auswärtsspiel der European-Trophy stand an und dieses führte uns ins nördliche Tschechien, genauer gesagt nach Liberec.

Seit 2002 spielt die dort ansässige Mannschaft mit dem Namen „Bílí Tygři Liberec“ in der höchsten tschechischen Spielklasse, der Extraliga. Seit 2005 trägt man seine Heimspiele in der neu gebauten Tipsport-Arena aus. Diese bietet 7500 Zuschauern Platz und verfügt über ein paar wenige Stehplätze. Hauptsächlich findet man dort blaue Klapp-Plastikstühle vor.
 
Neben mir fanden sich an diesem Donnerstag Morgen weitere acht Mitfahrer und warten in der Nähe der Arena darauf von mir im angemieteten Kleinbus abgeholt zu werden. Diesen konnte ich bei Sixt recht günstig für 24 Stunden bekommen und damit auch ins östliche Ausland fahren.
Vielleicht hätte ich am Telefon bei der Reservierung nicht sagen sollen wohin wir fahren, denn als ich das Gelände des Vermieters betrat, sah ich genau einen Bus und der hatte ein französisches Kennzeichen. Also ich mach ja viel mit, aber ein französisches Auto 1.200km in die Prärie lenken? Aber dann dachte ich an den wirklich günstigen Preis, die möglichen Alternativen (die es nicht gab) und vielleicht wollte man uns nur mit den besten blau-weiß-roten Grüßen zum Auswärtsspiel schicken?!
 
Mit einer kurzen Verspätung ging es auf die Piste und über die A6 Richtung Nürnberg, daran vorbei bis zur Grenze. Mittlerweile kann man die komplette Strecke auf der Autobahn ja am Stück durchfahren ohne durch die Kuh- und Schweinstelle der Oberpfalz zu müssen. Eine Vignette zierte dann natürlich auch noch die Windschutzscheibe und die ist in Tschechien mit 11€ für 10 Tage alles andere als ein Schnäppchen.
 
Durch halb Prag ging es dann das letzte Stück dann Richtung Nordböhmen wieder Richtung deutsche Grenze. Die Strecke durch Deutschland wäre für uns zweite Option gewesen, allerdings zieht die sich dann doch noch etwas mehr.
30km vor der Grenze zu Sachsen tauchte dann vor uns Liberec auf. Die Stadt bringt es immerhin auf über 100.000 Einwohner.
 
Wir schauten erst mal an der Halle vorbei und sicherten uns dort auch gleich unsere Tickets. Nicht, dass wir jetzt mit ausverkauftem Haus gerechnet hatten, aber wenn der Ticketshop gerade so aussieht als ob er besucht werden möchte, dann lassen wir uns mal nicht lumpen. Anschließend wurde die Gegend erkundet. In der Nachbarschaft befinden sich zwei weitere Eishallen und ein größeres Sportzentrum inkl. einer Kneipe. Es würde sich also durchaus lohnen, hier noch mal irgendwann einen Halt einzulegen.
 
Da wir noch jede Menge Zeit hatten, beschlossen wir in einen nahegelegenen Supermarkt zu fahren, der sich dann aber als größeres Einkaufszentrum entpuppte. Dort gab es dann einen günstigen Einkauf und auch etwas Essbares. Dabei hatte man einen tollen Blick auf die „Sehenswürdigkeiten“ der Stadt. Vor allem die anwesenden Herren hatten ihren Spaß.
 
Anschließend ging es wieder zurück zur Halle. Dort verteilten wir uns, denn manche zogen die günstigen Bierpreise vor, andere setzen sich vor die Halle, während ich mich in die warme tschechische Nachmittagssonne legte. Nach und nach kamen auch die ersten Liberec-Fans und nicht wenige hatten deutsche Kennzeichen. Wie wir später in mehreren Gesprächen erfahren haben, gibt es nicht gerade wenige Deutsche, die in Liberec schon seit Jahren eine Dauerkarte haben. Eishockey ist auch jenseits der Grenze in Jonsdorf zu Hause und neben den günstigen Preisen in Tschechien für Eintritt und Catering bekommt man in der Extraliga natürlich auch noch ein ordentliches Niveau auf dem Eis geboten.
 
Während wir den Gästeblock mit allem beflaggten was wir dabei hatten (und das war nicht wenig), machte sich Yanick Lehoux, wie auch schon bei den anderen Vorbereitungsspielen, bereits in Badeschlappen auf dem mit Werbung zugekleisterten Eis warm.
Die Halle an sich eigentlich ganz nett, lediglich der Stehplatzbereich im Heimblock wirkte etwas sehr klein. Dieser befand sich am anderen Ende der Kurve.
 
Ganze 15 Adler-Fans waren heute zum Spiel angereist. Mit unserem Pressesprecher haben wir den völlig überfüllten Gästeblock dann wirklich auf das Maximum ausgereizt. Da hätte niemand mehr reingepasst. Aber wenn alle zusammenrücken, dann ist auch für alle Platz!
 
Das Spiel war gut und die Adler belohnten sich heute mit einem verdienten Sieg und wahrten damit die Chance sich doch noch für die Endspiele in Salzburg und Wien zu qualifizieren. Im ersten Drittel traf Goc und im zweiten durfte dann Mitchell vor etwas über 2.000 Zuschauern auf 2:0 erhöhen. In der 47. Minute begann dann wieder das große Zittern, denn Liberec verkürzte auf 1:2. Ronny Arendt per Empty-net eine Sekunde vor Schluss machte dann alles klar.
 
Die Stimmung bei den 15 Adler-Fans natürlich nicht der Megabringer, aber stellenweise doch ganz ordentlich. Die Heimseite fabrizierte zwischendurch ordentlich Lärm. Insgesamt hinterließ Liberec mit samt seinen Fans und der Halle einen guten Eindruck bei uns. Viele deutsche Liberec-Fans die uns in der Pause ansprachen und mit denen man nette Gespräche führte. Irgendeiner schrie noch was von „Dynamo“ und ich fragte mich, was der mir wohl von seinem Fahrrad-Licht erzählen wollte. Hat mich dann aber auch irgendwie nicht weiter interessiert.
 
Die Rückfahrt war genauso unspektakulär wie die Hinfahrt und es wurden auch keine Mitfahrer durch hübsche Tschechinnen ausgetauscht. Irgendwann gegen 2 Uhr waren wir wieder in der Metropolregion Rhein-Neckar.