Groundhopper haben was an der Waffel

 

  Ein Bericht von Jochen Gückel

Was lange wärt wird endlich gut, seit Jahren hab ich auf den Tag gewartet, dass unsere gestör…äh…tollen Groundhopper mal wieder in Lugano Station machen und ich mich dranhängen kann. Nun war es endlich soweit, 06.01.2006-10 Uhr Abfahrt Ladenburg zum Derby Lugano gg Ambri!!  

Die endgültige Besetzung (hat sich ca. 100-mal geändert) unseres 9er Busses versprach zusätzlich ein lustiges Wochenende.  

Vollstecker: Thomas; Thorsten; Matze und meine Wenigkeit

Sonstige: Chango; Niggl; Michel und Heiko

Tag 1:  

Die erste Überraschung, statt des erwarteten Vito hatten wir einen „etwas“ größeren Bus mit einer Ladefläche, da hätten wir uns fast das Hotel sparen können. Wenigstens gab es keine Platzprobleme für die leckeren Getränke. Nach einem kurzen Abstecher nach Speyer, ging es auf Richtung Schweiz.

Kurzer Stopp beim Pizza Hut ansonsten keine nennenswerten Vorkommnisse bis Lugano.

Dass das Tessin zur Schweiz gehören soll halte ich ja immer noch für ein Gerücht...ich glaube irgendwann hat einfach irgend so ein Hirnprinz im Rotweinrausch die Italienische Landkarte falsch gezeichnet und seitdem ist das Tessin halt Schweiz…(selbst die Polizei heißt da Polizia!!!).

Egal, Lugano ist eine richtig geile Stadt, super schön gelegen, Wasser, Berge, Palmen und Schnee, das hat schon was!!!

Der erste Weg führt uns in unser Hotel Montarina. Zum Hotel gibt es folgende Anmerkungen:

  • tolle Lage mit Blick auf den See, mitten in einem Palmengarten

  • alles sehr sauber

  • Unser 9 Bett Zimmer ist etwas klein, aber für unsere eine Übernachtung völlig ausreichend.

  • 37 CHF (25 Euro…ok, ok Thorsten 25,1045 Euro) für eine Übernachtung mit Frühstück, da kann man nichts sagen

  • voll mit italienischen…sorry…Schweizer Eishockeyfans von Ambri und Lugano

Nach dem Einchecken ging es dann gleich zum Stadion Resega. Ein Parkplatz ist gleich gefunden und mit den Karten hat auch alles geklappt…Curva Sud bei den Luganesi. Die Einlasskontrollen unterscheiden sich geringfügig von denen in Deutschen Eisstadien…Schuhe aus, Jacke aus, Mützen runter, Taschen ausräumen, Zigarettenschachteln auf machen…usw. Hat man diese Prozedur ohne Erfrierungen überstanden, wird man im Block von einem Luganofan mit Handschlag Begrüßt der mich stark an einen der Mönche aus dem Film „Im Namen der Rose“ erinnert hat. Er freut sich jedenfalls das da mal ein paar andere da sind und erklärt uns dann auch gleich (natürlich auf italienisch) wo die Toilette und noch viel wichtiger, der Bierstand ist. Und spätestens jetzt merkt man mal wieder, dass man doch nicht in Italien ist, denn die Bierpreise sind sehr schweizerisch!!!!

Wo der Raucherbereich ist, haben wir auch sehr schnell herausgefunden, nämlich genau neben dem Schild „Proibito fumare!“…jedenfalls haben alle Polizisten dort geraucht und sich auch an uns nicht gestört.

Das Derby:  

Ambris letzter Sieg in Lugano liegt 16 Jahre zurück.

Beide Blocks waren gut gefüllt und machten eine super Stimmung unabhängig von Spielstand und verbleibender Spieldauer.

Lugano war von Beginn an haushoch überlegen und ging sehr schell mit 3-0 in Führung. Den Anschlusstreffer Ambris beantwortete Lugano kurz vor der Pause, mit dem 4-1 in Unterzahl. Alle dachten an ein sehr einseitiges Spiel, das schon gelaufen schien, da Ambri nicht wirklich viel gebacken bekam. Das 4-2 bekamen wir nur akustisch mit, da das Bier zwar teuer, aber trotzdem lecker war! Naja so lecker jetzt auch wieder nicht, da es dieses komische Kronenburg war, aber was will man machen… Das 4-3 und den Penalty zum 4-4 sahen wir dann wieder live. Bei Lugano lief nicht mehr viel zusammen und so kassierten sie kurz darauf das 4-5 bei eigener Überzahl. Der Rest des Spiels ist schnell erzählt, Ambris Goalie (wurde zum 2. Drittel eingewechselt und kassierte kein Tor) wuchs über sich hinaus und hielt einfach alles. Es war ein super Eishockeyspiel mit einem verdienten Sieger. Diesen 1. Derbyauswärtssieg nach 16 Jahren feierten die Ambrifans natürlich ausgiebig!!

Ach ja, fast vergessen hätte ich, dass ich plötzlich nach 31 gespielten Minuten von meinen Mitreisenden Glückwünsche in Form von Handschütteln, Umarmungen und Schulterklopfen bekam…ja is den heut scho Geburtstag? …Nein…ich hatte einen Punkt gemacht…einen Groundhopper Punkt…Hurra!!!

Vor dem Stadion dann ein Bild das ich bis jetzt nur von Waldhof Spielen gg die unsäglichen aus KL oder OF kannte. Die ganze Straße war voll mit schwarz gekleideten Jugendlichen, die sich aber dann doch nicht trauten, die Kette der in voller Kampfausrüstung und mit Feuerwehrschläuchen ausgerüsteten Staatsmacht, gegenüberzutreten. Die Ambrifans zogen ohne Gesänge und Provokationen von dannen.

Wir beschlossen uns auf den Heimweg zu machen, welcher in der Stadionkneipe endete, da unser Bus eingeparkt war. Ein paar Bier später war auch unser Bus wieder frei und es ging in die Stadt um noch einen Happen zu essen. Auf Grund der schon angesprochenen Größe unseres fahrbaren Untersatzes, fand Thomas einen super Parkplatz, mitten in der Fußgängerzone auf einem Platz genau vor dem Burger King. Weshalb er auch beim Essen ein bisschen unentspannt war…

Der Tag endete morgens um 3 Uhr nach ein paar Absackern im Hotelzimmer.  

Tag 2:

Der Samstag startete um halb 10 Uhr mit einem leckeren Frühstück in einer zum Hotel gehörenden umgebauten Hütte. Danach schnell ausgecheckt und nach einer kleinen Stadtrundfahrt auf die Autobahn Richtung Bellinzona…

Bellinzona ist ein kleines italienisches 17.000 Einwohner Städtchen…hab ich italienisch geschrieben?? Was solls, wir waren auf jeden fall viel zu früh für das Eishockeyspektakel, das mittags um 14.15 Uhr im Centro Sportivo Bellinzona stattfinden sollte…aber dazu gleich mehr. Also was tun 8 junge (ich will nichts hören!!!), intelligente, gebildete Männer mit der freien Zeit…NEIN…nicht saufen…sondern Kultur!!! Wir machten uns also auf in die malerische Altstadt (Thomas, such doch mal ein Kiosk, vielleicht haben die Postkarten…sorry kleiner Insider) in deren Mitte sich auf einem Hügel das Castello Grande erhebt. Wir also hoch auf die Burg...clevere Leute nehmen den Fahrstuhl, andere laufen und piensen einem dann die Ohren voll, wie anstrengend das doch ist…und ein bisschen in Bildung gemacht:

Der Hügel des Castello Grande dürfte schon um 1000 v.Chr. besiedelt gewesen sein. Im 4.Jh. stand ein römisches Kastellblablablaaber jetzt kommt’sDie französische Besatzung wurde nach mehr wöchigen Kämpfen vertrieben. Doch kurze Zeit später verlor Ludovico Sforza seine Macht wieder und die Franzosen besetzten die Lombardei erneut.

Wie geil ist das denn, selbst der Ur Ur Ur Ur Großvater von KL Sforza war ne Pfeife und hat gegen die Franzosen abgeschifft…

Nach 1,5 Stunden Kultur, waren wir dann auch mehr als Reif für die wichtigen Dinge…Eishockey!! Also zurück zum Centro Sportivo und erstmal lecker Spaghetti (was soll man in Italien auch sonst essen) verputzt.

Dann ging es endlich los mit dem Spitzenspiel der Schweizer (wieso eigentlich Schweiz???) Moskito A Meisterschaft Bellinzona gg Seewen in der arschkalten Eishalle.

Man muss sagen, was die Jungs da aufs Eis brachten war sehr ansehnlich und für diese Altersklasse auch im taktischen Bereich richtig gut. Da Bellinzona aber etwas Probleme mit der Disziplin hatte endete das erste Drittel 0-0. Im 2. Abschnitt, jedenfalls bis zur ominösen 31. Spielminute, machten sie es besser und gingen auch in Führung…aber da ja der Punkt nach dieser Zeit eingefahren war, noch schnell die Glückwünsche der Mithopper…jetzt schreib ich schon Mithopper…entgegengenommen und die Zuschauerzahl halbierte sich. Bellinzona gewann übrigens 6-2. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Ambri, weil Thomas einen Vollstrecker-Aufkleber auf irgendeine Tür in irgendeiner Kneipe kleben musste, machten wir uns auf den Weg in die Schweiz…nach Rapperswil.

War im Tessin noch strahlender Sonnenschein, gab es nach dem Gotthard-Tunnel nur noch eine Nebelbrühe.

In Rapperswil waren es ca. -35C°, aber wenigstens konnte man die meisten wieder verstehen und vor allem, sie konnten uns verstehen. Auch hier gab es mit den Karten keine Probleme und die Einlasskontrollen waren etwas weniger stressig als in Lugano. Im Gegenteil, man konnte den Security-Lurchen sogar einen gewissen Witz nicht absprechen. Als man Matzes Gel-Handwärmer entdeckte, wurde er mit den Worten „Oh ein Mädchen“ freundlich ins Stadion gebeten. Da wir am Rand im Luganoblock standen, wurden wir Anfangs wegen unserer Mannheim Trikots etwas skeptisch beäugt, was sich aber schnell legte. Hab ich schon erwähnt dass es sackkalt war?

Das Spiel war nicht wirklich der Bringer, Rapperswil war über die gesamt Spielzeit das klar bessere Team und versiebte eine 100 %ige Chance nach der Anderen (normal verliert man so ein Spiel am Ende).

Die Stimmung im Luganoblock, der übrigens einen Altersdurchschnitt von max. 18 Jahren aufwies (und das obwohl ich dabei war!!), war sehr mäßig. Die Capos versuchten verzweifelt die immer wieder kurzeitig aufsteigende Stimmung zu halten und den Block zu motivieren, aber auch das mit wenig Erfolg. Im letzten Drittel kam es dann immer wieder zu kleineren Rangeleien unter den Lugano Fans, die dann versuchten das auf den Rappi Fanblock zu übertragen, was aber nur von kurzem Erfolg gekrönt war.

Die Rappi Fans sind auch keine „Wir schreien unser Team zum Sieg“. Zwischendurch waren sie richtig laut, aber es gab auch sehr viele ruhige Phasen.

Zum Glück standen wir genau neben den Sitzplätzen und konnten uns so am Anblick von Frau Bödefeld erwärmen (es war nämlich saukalt!!). Frau Bödefeld, war zwischen 18 und 25 (wer weiß das heutzutage schon so genau), hatte lange blonde Haare, eine Figur wie uns Heidi Klum mit einem JLo Hintern und wie Thomas so schön bemerkte, ein Gesicht wie Herr Bödefeld aus der Sesamstraße (ich fand das etwas übertrieben, aber naja). Auf jeden fall mussten wir Thomas und Matze mehrmals befreien, weil sie mit ihren Zungen am Gitter zu den Sitzplätzen festgefroren waren!!

Zurück zum Spiel, die 2malige Führung von Rapperswil konnte Lugano mit viel Glück 2x ausgleichen. Zwischendurch kam natürlich wieder die so wichtige 31. Spielminute…und schon wieder gepunktet… 3-mal in 2 Tagen, da können die Adler nur von Träumen!!! Es ging in die Verlängerung und hier konnte Rappi das Spiel 30 Sekunden vor Ende für sich entscheiden.

Rapperswil – Lugano 3-2 nV

Da es so was von kalt war, war der Schlusspfiff wie eine Erlösung und wir traten den Heimweg Richtung Deutschland an.

Zurück in der Heimat wurde erstmal ein McDonald angefahren, welcher aber für eine Pause nicht in Frage kam, da dort etwa 55 Reisebusse pausierten. Deshalb weiter zum nächsten, raus gefahren, Lage abgecheckt, alle Ruhig. Bus geparkt, ausgestiegen, Richtung Eingang gelaufen und dann kam sie aus der Dunkelheit…die grässliche Fratze des Faschings…eine komplette Bande Guggemusiker…mit blau-gelben mit Glöckchen versehenen Verkleidungen, blauen Holzschuhen und 300 Promille…doch unser Hunger war stärker als die aufkeimende Panik und wir nahmen allen Mut zusammen und holten uns trotzdem was zu Essen.

Nach diesem Schock (ich hab jetzt noch Albträume und wache nachts schreiend und schweißgebadet auf), nahmen wir den Rest in Angriff und landeten um 2.30 Uhr wieder in Good Old Ladenburg!!!

Fazit:

Ich werde wohl nie ein Groundhopper werden, aber sollte mal wieder eine ähnliche Tour anstehen, bin ich mit Sicherheit wieder dabei. Mir hat es tierisch viel Spaß gemacht, Danke an alle meine Mitfahrer.