Am Feiertag ins Frankenland |
Ein Bericht von Thomas Steinert Freitags
nach Nürnberg geht eigentlich gar nicht. Bis zu sechs Stunden haben wir
auf Grund von kilometerlangen Staus in der Vergangenheit schon
gebraucht. Aber heute war alles anders, denn der 6.1. ist in Bayern und
Baden Württemberg ja bekanntlich ein Feiertag und somit hielt sich auch
der Verkehr zu meinem Glück in Grenzen. Für alle hessischen und pfälzischen
Adler-Fans (und davon gibt es nicht Wenige), war heute Urlaub nehmen
angesagt. Spielbeginn sollte nämlich 14.30 Uhr sein. Die
Euphorie für dieses Spiel war in meinem Fanclub sehr bescheiden. Gerade
mal zwei Interessenten meldeten sich auf meine Anzeige: „Vorsitzender
mit Auto sucht angenehme Mitreisende zum gemeinsamen Auswärtsspiel“.
Im Endeffekt kam dann doch alles anders und ich düste alleine nach
Franken. Im
Vorfeld hatte ich mich natürlich bei der Schiedsrichter-Seite des
bayrischen Eisssportverbandes über weitere Spielansetzungen am Abend
informiert. Da mir in Bayern doch noch einiges fehlt, kamen vor allem
die Spiele ESC Hassfurt vs. Höchstader EC um 19.15 Uhr und die beiden
um 20 Uhr spielenden Begegnungen zwischen Amberg und Schweinfurt 1b
sowie Pegnitz und Selb 1b in Frage. Vor allem das Spiel in Hassfurt hätte
mich interessiert, da die Wartezeit bis Spielanfang nicht so lange
gewesen wäre und auch da wohl einige Gästefans zu erwarten gewesen wären.
Aber dazu später mehr. Genau
1 Stunde und 45 Minuten brauchte ich für die Strecke nach Nürnberg.
Unterwegs gabs an fast jedem Rasthof einen Bus mit Mannheimer Fans zu
erspähen und nicht weniger als derer sieben sollten heute unterwegs
nach Franken sein. Ich
fragte mich auch schon im Vorfeld, ob es heute wirklich für einen Auswärtssieg
reichen sollte. Gut, die Tabelle sieht eindeutig aus: Der Letzte empfängt
den Ersten, aber das hat erfahrungsgemäß nicht wirklich was zu heißen.
Vor allem nicht in Nürnberg und auch noch in der Vorrunde. Beim ersten
Spiel gab es die Konstellation ebenfalls schon mal und da verlor man in
der Verlängerung 0:1. Aber ich will gar nicht weiter in den Wunden
bohren und war ja doch recht optimistisch, dass mit den 600 Mannheimer
Schlachtenbumsern was zu holen wäre. Am
Stadion angekommen gab es fast ausschließlich Mannheimer Trikots zu
sehen und die 20 Minuten bis Hallenöffnungen vergingen eigentlich auch
recht zügig. Extrem angenehm kam mir der Alkoholpegel der bereits
Anwesenden vor. Es gab kein Gegröhle und wenig dumme Sprüche. Das war
auch schon anders und kann durchaus etwas anstrengend und auch peinlich
sein. Die
Arena wurde pünktlich geöffnet und sofort füllte sich zügig der Gästeblock.
Auch im Unterrang und sogar gegenüber wurden Mannheimer Trikots erspäht
und von daher tippe ich locker auf die bereits erwähnten 600 Fans aus
der Quadratestadt. Die
legten zu Beginn auch ordentlich los, während von Nürnberg gefühlt
zwei Lieder im ersten Drittel kamen und die auch nur kurz. Rechts von
uns hatten es sich auf der Tribüne auch noch eine größere Anzahl von
Fans der Mighty Dogs aus Schweinfurt bequem gemacht, die am Abend ihre
Mannschaft in der Bayernliga beim EHC 80 unterstützen wollten und
scheinbar auch nicht wirklich was mit Nürnberg anfangen konnten. Sie
stimmten ein paar Gesänge an und sangen auch was von uns mit,
allerdings waren die selbst angestimmten Gesänge dann nach den ersten
10 Spielminuten doch etwas anstrengend, weil es ja immerhin um das Spiel
der Icetigers gegen die Adler ging und nicht um ein Spiel der
Schweinfurter. Ich freu mich ja durchaus, wenn uns jemand die Daumen drückt
(kommt ja jetzt nicht so häufig vor), aber man sollte bei solch einem
Spiel nie versuchen das Stimmungsheft an sich zu reißen. Das
erste Drittel ging zwar torlos aus, aber viel lief bei Mannheim nicht
zusammen. Die Hausherren spielten eindeutig besser und man konnte eigentlich
schon da ahnen was uns an diesem Nachmittag noch blühen sollte. Der
Stimmungspunkt ging zwar im ersten Drittel an uns, was aber nicht
unbedingt verwunderlich war, wurde doch im Nürnberger Forum über ein
Stimmungsboykott diskutiert und so richtig einig schien man sich nicht
geworden zu sein, denn man hatte das Gefühl, dass keiner der erste sein
wollte, der was anstimmt. Andererseits was bringt uns ein
Stimmungspunkt, wenn auf dem Eis nichts zusammenläuft?! Ok, es gibt bei
jedem Spiel zwei Schlachten zu gewinnen, nämlich die auf dem Eis und
die Gesangsduelle auf den Rängen, aber ein bisschen mehr hatte ich mir
erhofft. Leider
lief es auch im zweiten Drittel nicht besser und Nürnberg immer mehr am
Drücker. Durch einige Undiszipliniertheiten und den etwas kleinlich
pfeifenden Schiedsrichter Klau durften die Schmuck-Tigers bei doppelter
Überzahl das 1:0 schießen und wenigen Minuten später dann auch noch
das 2:0 bei 5 gegen 4. Elf Sekunden vor Drittelende dann sogar noch das
3:0. Der geneigte Leser wird sich denken können, wer gerade in
Unterzahl spielte! So langsam erwachten die Nürnberger Fans aus ihrem
Mittagsschlaf. Ab
in Drittel drei. Aber auch hier fehlten immer noch die zwingenden
Torchancen der Adler. Irgendwie lief heute wirklich nichts zusammen.
Nach knapp sechs Minuten gab es dann die Höchststrafe für einen Torhütern
neben einem Bauerntrick: Ein Kullertor durch die Schoner von Freddy
Braithwaite. Damit war der Drops gelutscht und die Niederlage so gut wie
besiegelt. Dieses Mal war es übrigens kein Überzahltreffer. Schön,
dass Ullmann mit seinem etwas glücklichem Tor (zumindest sah es von der
gegenüberliegenden Seite so aus) wenigstens Herrn Ehelechner noch einen
für die Statistik einschenkte. Drei
Minuten vor Ende dann noch ordentlich Gepöbel auf den Rängen, denn
Leeb wurde von Wagner auf dem Eis ordentlich gecheckt. Das gefiel dem überhaupt
nicht und er machte sich dann auf zur Adler-Bank um einen kleinen Tumult
loszutreten. Der Schiedsrichter hatte bis dahin den Arm nicht oben, am
Ende des Gerangels war Mannheim dann aber erneut in Unterzahl. Entweder
hat der Schiedsrichter eine balu-weiß Schwäche und konnte deswegen die
Trikots nicht auseinanderhalten oder einer der Linienrichter hat sich da
noch eine Geschichte ausgedacht. Na ja, so kam es wie es kommen musste
und wir verloren das Spiel mit 1:4. Nürnberg
feierte als, ob sie uns endlich mal in den Play-Offs geschlagen hätten
und der Gästeblock leerte sich doch recht schnell. Ich hatte noch recht
angenehmes Gespräch, bevor ich mich auf den Weg zum Auto machte. Neben
mir parkten vier Schweinfurter, die eben angekommen waren. Da Hassfurt
und Schweinfurt nicht weit auseinander sind, erkundigte ich mich bei
ihnen, ob das Stadion in Hassfurt eigentlich offen wäre, weil ich mir
das Spiel gegen Höchstadt gerne ansehen würde. Darauf meinte einer der
vier, dass das Spiel erst nächste Woche sein. Er wäre eigentlich Höchstadt-Fan
und nur auf Grund des spielfreien Abends mit den Schweinfurtern nach Nürnberg
gekommen. Also war mein Hopperplan für den Abend zerstört, denn
Pegnitz hat laut der Seite von Hockeyarenas kein Dach und auf Grund von
einsetzendem Nieselregen war mir die Fahrt dorthin zu unsicher. Es
soll schon Spiele gegeben haben, die wegen Regens abgesagt wurden. In
Ludwigshafen habe ich so was schon mal erlebt. Blieb
also noch Amberg und das ist nur wenige Kilometer von Nürnberg entfernt
und es wären noch 2,5 Stunden bis Spielbeginn gewesen. Da begrub ich
meine Hopperpläne für den Abend und machte mich Richtung Heimat. Was
bleibt von dem Tag festzuhalten? Niederlagen in Nürnberg können nichts
und meine Hopperaktivitäten müssen besser durchgeplant werden. |