Kinderzoo gegen Zottelblock

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Er kommt spät, aber er kommt. Zu fünft machten wir uns nach Zürich auf, um uns das Spiel Zürich Lions gegen Servette Genf anzusehen. Alle fünf? Nein, ein Unentwegter machte sich an das Südufer des Zürisees um sich im Lido das Spiel des SCJR gegen den Dorfkultverein aus dem nördlichen Tessin anzusehen.

Die Kunsteisbahn Oerlikon hatte ich bereits im Sommer bei einem Vorbereitungsspiel gesehen und zudem schreckte mich sowohl die Stimmung in Zürich wie auch der heftige Eintrittspreis etwas ab. Alternativen hätte es mit Zug gegen Lausanne auch gegeben, aber ich wollte mir erneut ansehen warum halb Deutschland soviel Sympathie mit Ambri zeigt.

Los ging es heute etwas früher, da wir mit den ZSC-Fans Caro und Nico noch gemütlich Fondue-Essen gehen wollten. Nach drei Stunden Fahrt trafen wir uns mit Nico kurz vor Zürich auf einem Rastplatz, bevor es dann an Zürich mehr oder minder vorbeiging und wir in der Pampa in ein Lokal einkehrten. Jens und Matze hatten seit Fahrtbeginn eigentlich nur hochprozentige Flüssignahrung zu sich genommen und nahmen auch jetzt das alkoholreichste Fondue auf der Karte. Ich befürchtete schon schlimmes für den weiteren Abend.

Caro traf kurz nach uns ein und so futterten wir erst mal das Schweizer Nationalgericht. Mit 20 Franken kein wirklich billiges Vergnügen.

Danach verteilten sich Nina, Matze, Jens und Thorsten auf die Autos von Caro und Nico und machten sich direkt nach Zürich zum Spiel auf.

Ich nahm mir Thorstens Auto und fuhr, heute mal auf der anderen Seite des Sees, nach Rapperswil.  In gut 25 Minuten erreichte ich mein Ziel.

Wie bereits beim letzten Mal konnte man auch heute zahlreiche Leute aus Deutschland unter den 4537 Zuschauern erkennen. Ein Bietigheim-Trikot, ein Duisburger, 4 x SERC-Supporters und Hamburger. Dazu hing auf der Seite von Rapperswil eine Moskitos Essen Fahne.

Ich stellte mich an den Rand des Gästeblocks um mir wieder beide Seiten anzuschauen und sogar noch etwas vom Spiel mitzukriegen.

Ambri war mit geschätzten 450 – 500 Fans anwesend und machte zu Beginn durch eine kleine Choreo auf sich aufmerksam. Zwei Folienbahnen, blaue Papptafeln und große Doppelhalter mit Kühen, die Trikots in den Länderfarben der HCAP-Spieler trugen.

Das Spiel gehörte zu den schlechtesten, die ich in der Schweiz bisher sehen durfte. Torchancen waren Mangelware und somit war auch die Stimmung auf beiden Seiten eher mäßig. Erst im letzten Drittel konnte Rappi in der 51. Minute durch Eloranta im Powerplay die Führung erzielen. Keine zwei Minuten später allerdings dann der Ausgleich für die Blau-Weißen.

Auf in die Verlängerung.

Diese nutzte Torschütze Eloranta dazu, einen Spieler des HC Ambri-Piotta mit einem Stockschlag niederzustrecken. Schiri Bertolotti schickte den Spieler natürlich raus, was dem Rapperswiler Publikum aber überhaupt nicht gefiel. Es flog allerlei Zeug aufs Eis und dauerte einige Minuten bis dieses wieder vom Unrat befreit werden konnte. Wozu man allerdings einen Ordnungsdienst im  Stadion hat bleibt mir schleierhaft, denn die Sicherheitskräfte scherten sich überhaupt nicht um die Werfer.

Die folgende Überzahl nutzt Ambri zum Siegtreffer. Erneut Toms konnte 18 Sekunden vor Ende der Verlängerung den Auswärtssieg sichern. In beiden Mannschaften wurden, welch Wunder, die Torhüter Tobler und Züger zu den Spielern des Abends gewählt.

Ambris Mannschaft bedankte sich bei den mitgereisten Fans. Sie liefen mit Anlauf gegen die Plexiglasscheibe vor dem Gästeblock. Ein witziger Anblick. Dies wiederholte der Torhüter dann noch einmal unter großem Beifall der Ambri-Anhänger.

Die Stimmung in beiden Lagern eher mäßig und vor allem Ambri enttäuschte mich. Die Lieder waren eintönig und auch von der Lautstärke her, war es allerhöchstens Mittelmaß. Dazu habe ich nie einen Gästeblock mit mehr Haaren gesehen als an diesem Samstag. Ich verstehe den vor allem in Deutschland herrschenden Kult um den HCAP einfach nicht.

Ob die Schwenninger wussten, bei wem sie sich da bedankten, als ich sie beim ausparken in die Reihe ließ, bleibt wohl ein Geheimnis. Es dauerte eine Zeit bis man vom Parkplatz am Lido runterkam. Noch mal ein paar Minuten draufgepackt und die falsche Abfahrt genommen und schon stand ich irgendwo in Zürich. Irgendwie schaffte ich es trotzdem ohne umkehren oder wenden direkt zur Halle des ZSC. In einer zur Bar umgebauten Garage hatte sich der Rest meiner Mitfahrer versammelt. Nach mehreren Umtrünken traten wir unsere Heimfahrt an. Es dauerte allerdings keine 1000 Meter bis Jens dem nächsten Busch mitteilte was er vom letzten Getränk an diesem Abend gehalten hatte.

Danach ging es wieder gen Basel, bevor wir kurz vor Freiburg noch einmal einen Mc Donalds besuchten. Der Ausstieg aus dem Auto erwies sich als etwas schwierig, denn auf der einen Seite schlief Jens und auf der anderen Seite waren zwei Hockeyschläger von der Saufnase „installiert“. Nur durch eine „Limbo-Dance-Einlage“ konnten wir unsere knurrenden Magen mit Essen stopfen.

Danach ging es weiter und gegen 4.30 Uhr waren wir dann wieder in heimischen Gefilden.