Kampf am Strich

 

  Ein Bericht von Thomas Steinert

Iserlohn? Zug? Es war eigentlich nicht schwer sich für eins der beiden Spiele zu entscheiden. Nachdem ich schon beim ersten Spiel bereut hatte nach Iserlohn zu fahren, hatte ich mir fest vorgenommen unserem Adler-Sauhaufen nicht ins Sauerland zu folgen und stattdessen ein Spiel in der Nationalliga A anzusehen. Mit mir taten das weitere acht Leute.

So kam es dann, dass wir an diesem Freitag um 15 Uhr in Ladenburg losfuhren. Ich nahm im 9er Bus auf dem Fahrersitz platz und hatte zu meiner Rechten Steffi und Thorsten.

Die Mittelbank belegte Maike, „Cheli“ und Bobby. Die „vermummte“ Rückbank bestand aus „Leetchi“, Löffel und Chango.

Mit durchgedrücktem Gaspedal ging es Richtung Süden. Kurz vor Karlsruhe die ersten Dynamo Dresden-Fans, die an diesem Abend beim KSC ihren „großen“ Gastauftritt hatten. Am Grenzübergang bat ich Löffel und Leetch die Kapuzenpullis, die Sonnenbrillen und die ins Gesicht gezogenen Schals wieder abzunehmen, da sich vielleicht der ein oder andere Grenzer genötigt halten würde und uns einen überflüssigen Aufenthalt in Weil am Rhein bescheren könnte.

Die Fahrt lief zügig und Gott sei Dank ohne Stau ab. Wir hatten etwas Zeitnot, da wir bereits um 18.45 Uhr unsere Karten an der Kasse abholen mussten. Uns war klar, dass viele Berner an diesem Abend das „Herti“ am Zuger See bevölkern würden und von daher rechneten wir mit ausverkauftem Haus und mit einem Engpass im Kartenkontingent. Schließlich ging es für Bern noch um einen der begehrten Play-Off-Plätze oder wie man in der Schweiz zu sagen pflegt: „Spannung pur am Strich“. Gemeint ist damit natürlich der Strich um Platz 8 zwischen Play Offs und Play Downs. Nicht, dass was Ihr denkt, Ihr Schweine.

Bis Basel wunderbares Februarwetter, unmittelbar danach schneite es erst mal ordentlich. „Im Sommer scheint Sonne, im Winter da schneits...“. Ja ja, wir wissen Bescheid.

Gegen 18.30 Uhr kamen wir in Zug an. Die Straße zum Stadion war schon abgesperrt, also ließ ich meine Mitfahrer ein Stück vorher raus und suchte mir dann einen Parkplatz. Vor dem Stadion dann das erwartete Bild. Viele Zuger und noch mehr Berner Fans. Sensationelle drei Eingänge für knapp 2000 Gästefans. Die Sicherheitskontrollen waren gewohnt streng und so dauerte es schlappe 45 Minuten bis man drin war. Der Gästeblock quoll über und mir kam der Verdacht, dass hier wohl einige Karten zuviel verkauft worden seien, als die offiziellen 6.787. Die Security war heillos überfordert und versuchte die Gästefans möglichst gut zu verteilen. Dadurch gab es einige Reibereien und Sicherheitsbeamte mit Bier auf der Jacke. Kleine Empfehlung an dieser Stelle: Bei 30 Grad links herum waschen! Der Alkoholpegel einiger Berner im zweistelligen Promillebereich und wir mit freudigen Erwartungen auf viel Emotionen und ordentlichem Hockey.

Schiri heute erneut Brett Reiber, der auch schon die Partie in Fribourg gepfiffen hatte. Die „Nordkurve Herti“ mit einer nett anzusehnen Wurf-Rollen-Choreo in den Vereinsfarben blau und weiß. Die Stimmung auf beiden Seiten zu Beginn gut, obwohl auf Berner Seite noch der Bus von Bäregrabe fehlte, den die Polizei bereits im Vorfeld rausgezogen hatte und genauer kontrollierte.

Das Spiel begann mit Chancen auf beiden Seiten. Die Zuger gewannen zunehmend die Oberhand und scheiterten lediglich am guten Marco Bührer im Gehäuse der Berner. Ab Mitte des Drittels konnten sich die Hauptstädter dann mehrmalig mit guten Spielzügen bemerkbar machen. Die letzten 4 Minuten gehörten dann aber klar den Innerschweizern, die in Spielminute 18 dann durch Camichel zum verdienten 1:0 kamen.

Mittlerweile war dann auch Bäregrabe eingetroffen. 50 Leute suchten also Platz in einem eh schon total überfüllten Gästeblock. Das gab natürlich etwas Probleme und damit kleine Rangeleien. Also für den Zuschauer war sowohl auf dem Eis wie auch auf den Rängen etwas geboten.

Bern legte im zweiten Drittel los wie die Feuerwehr und wurde mit dem Ausgleich durch Rötheli belohnt. Danach nahm Zug wieder das Heft in die Hand und etwas überraschend kam die Führung wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff für die Gäste. Lars Weibel im Tor der Blau-Weißen nicht ganz im Bilde und Bordeleau konnte einnetzen.

Mit meiner Lieblings-Bernerin ging es in der Pause zum völlig überfüllten Getränkestand. Hier standen auch einige ältere Fans des SCB mit Jeansjacken, die mir bei früheren Spielen noch nie aufgefallen waren. Was für Gestalten. Wenn jemand den Blonden von den „ Flo dders“ kennt und mag, dann war hier genau richtig. Am Gespräch konnte man sich erst ab 3 Promille beteiligen und selbst dann wurde es Dank dem deutsch-schweizerisch etwas schwer verständlich.

Das letzte Drittel brachte den Ausgleich durch Fischer. Zug stark, Bührer im Tor des SCB noch stärker. In der Verlängerung wäre fast noch das 3:2 gefallen. Schiri Reiber annullierte das Tor aber wegen einer Kickbewegung eines Zugers.

Die angekündigte Pyroshow fiel „Dank“ der sehr guten Kontrollen der Polizei im Vorfeld und der Security ins Wasser. Ein bengalisches Feuer hatte es aber trotzdem in die Halle geschafft und wurde unter starkem Applaus abgebrannt.

Löffel, Chango und Leetch hatten während des letzten Drittels scheinbar einige neue Bekanntschaften geschlossen, denn mir kamen Leute mit „Supporters Crew Mannheim“-Aufklebern auf der Jacke entgegen.

Nach einem netten Plausch vor der Halle verließen wir Zug und fuhren über Zürich nach Hause. Die Rückbank besang die Vorderbank, diese trällerte wieder zurück und die mittlere Reihe hielt sich dezent zurück.

An der Grenze wurden wir standesgemäß überprüft. Da aber auch dieses Mal keiner Einträge im Straftäterregister vorzuweisen hatte, die Plakette gut klebte und alle Lichter am Auto in Ordnung waren, durften wir weiterfahren. Die Zeit bis zur nächsten Tankstelle war irgendwie ziemlich lang. Lag wohl daran, dass wir bei der Tankanzeige schon unter dem roten Bereich lagen.

Ich glaube es war halb 4, als wir bei geschlossener Schneedecke wieder im Luftkurort und Ferienparadies Ladenburg eintrafen.